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Klassische Moderne

Sammlungspräsentation

Im 2. Obergeschoss des Hauptbaus sind die Werke der klassischen Moderne zu sehen, darunter weltberühmte Gemälde wie die Windsbraut von Oskar Kokoschka und Franz Marcs Tierschicksale. Der Rundgang beginnt mit Werken der Fauves und des Kubismus und führt über den Expressionismus und Surrealismus bis zur konstruktivistischen Formensprache. Im Steinsaal, einem der schönsten Räume des Museums, wird das Lebenswerk des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti nachvollziehbar.

Insgesamt 15 neue Werke bereichern seit Juli 2020 die Sammlung: Die farbintensive französische Kunst des frühen 20. Jahrhunderts ist nun durch bedeutende Dauerleihgaben mit Gemälden u.a. von André Derain und Maurice de Vlaminck verstärkt vertreten. Zwei Räume zu Paul Klee und Pablo Picasso sind der Schenkung der Christoph Merian Stiftung aus dem Legat von Frank und Alma Probst-Lauber gewidmet. Und von Gabriele Münter sind gleich zwei Neuerwerbungen zu sehen: ein Gemälde aus der frühen Murnauer Zeit und ein Hinterglasbild als Ankauf der Stiftung im Obersteg. Dank einer Schenkung ergänzt zudem ein Werk von Verena Loewensberg den Konstruktivisten-Saal am Ende des Rundgangs.

Räume

Aufbruchsstimmung

Wie in allen Lebensbereichen, so waren auch in der Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts grosse Umwälzungen im Gange. In Paris revolutionierten Pablo Picasso und Georges Braque in engem Austausch miteinander die Malerei: Anstatt ein Motiv wie bislang üblich aus einem festgelegten Blickwinkel zu zeigen, zerlegten sie es in Facetten und vermittelten so ein dynamisches Raumgefühl. Figuren und Gegenstände waren nur noch anhand von zeichenartigen Hinweisen auffindbar – ein Schnurrbart hier, eine Violine dort. Der Eindruck verschachtelter Flächen und Kanten brachte der neuen Stilrichtung den Namen Kubismus ein. Ihren komplexen Kompositionen in Braun- und Grautönen, die sich ganz auf neue Darstellungsweisen in der Malerei konzentrierten, hielt Robert Delaunay energiegeladene Bilder des technischen Fortschritts entgegen. Seine Gemälde feiern die Elektrifizierung der Städte, den ersten Flug über den Ärmelkanal, den Eiffelturm – und zugleich die Farbe.

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Kunst und ihre Geschichte

Die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts sind in die Geschichte mehrerer der hier gezeigten herausragenden Werke Fernand Légers eingeschrieben. Sie befanden sich ursprünglich im Besitz von Daniel-Henry Kahnweiler, dem wohl wichtigsten Unterstützers des Kubismus – einer bahnbrechenden Kunstrichtung, die Bildgegenstände in flächige Elemente und unterschiedliche Perspektiven aufbrach. Der aus Deutschland stammende Kunsthändler vertrat Léger in Paris – ebenso wie Pablo Picasso und Georges Braque – und besass unter anderem dessen heute berühmte Die Frau in Blau. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sein Galeriebestand vom französischen Staat konfisziert und ab 1921 versteigert.

Bei dieser Gelegenheit kaufte der aus Basel stammende Bankier Raoul La Roche ausgiebig ein. Beraten vom Schweizer Architekten Le Corbusier und dem französischen Maler Amédée Ozenfant, baute er in den frühen 1920er Jahren seine eigene Kunstsammlung auf. Dass viele der so vereinten hochbedeutenden kubistischen Werke schliesslich in die Sammlung des Kunstmuseums Basel fanden, verdankt sich drei Schenkungen La Roches an seine Heimatstadt ab 1952.

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Die Ankäufe «entarteter» Kunst 1939

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden Kunst und Kultur systematisch für Propagandazwecke instrumentalisiert. Tausende Werke, die nicht der vorgegebenen Ideologie entsprachen, wurden 1937 als «entartet» geächtet und aus deutschen Museen entfernt. Die bekanntesten dieser beschlagnahmten Arbeiten wurden 1939 ins Ausland verkauft.

Mit eilig beantragten staatlichen Geldern erwarb das Kunstmuseum im Sommer 1939 insgesamt 21 bedeutende Werke aus ehemaligem deutschen Museumsbesitz, von denen einige in diesem Raum gezeigt werden. Das zur Verfügung stehende Budget reichte jedoch nicht aus, um alle ursprünglich zur Ansicht bestellten Gemälde zu erwerben. Daher mussten 1941 mehrere Werke zurückgesendet werden; zwei davon gelten heute als verschollen.

Die Ankäufe «entarteter» Kunst wurden zum Fundament der heute weltberühmten modernen Sammlung des Museums – und zu einem ebenso entscheidenden wie umstrittenen Kapitel in seiner Geschichte: Es war ein Geschäft mit einem diktatorischen Regime, das unersetzliche Werke der Öffentlichkeit erhalten hat. 2022 hat das Kunstmuseum Basel diesen Ereignissen das umfassende Ausstellungs- und Katalogprojekt Zerrissene Moderne gewidmet.

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Ausdrucksstark

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen viele Kunstschaffende in ganz Europa, Formen zu verzerren und Farben zu intensivieren, um Gefühlen und inneren Vorgängen Ausdruck zu verleihen. Dieser Expressionismus erlaubte es, eine hochsubjektive Sicht auf die Welt zu vermitteln. Ein Schlüsselwerk dieser Kunstrichtung ist Franz Marcs Tierschicksale. Mit seinen flammenden Farben und stürzenden Formen, dazwischen schutzlos ausgelieferte Tiere, vermittelt das Gemälde Gewalt und Verletzlichkeit. Es erwies sich in beklemmender Weise als prophetisch. Nur wenige Jahre nach der Entstehung des Gemäldes verlor Marc sein Leben im Ersten Weltkrieg – ein Ereignis, das die Deutung des Gemäldes für viele Betrachter prägen sollte. Als Tierschicksale in einer Gedenkausstellung gezeigt werden sollte, kam es zur Katastrophe: In einem Lagerhaus brach ein Feuer aus, das rechte Drittel der Leinwand wurde zerstört. Daraufhin griff Marcs enger Freund und Künstlerkollege Paul Klee zum Pinsel. Er ergänzte die beschädigten Partien bewusst in dunkleren Tönen und liess so seinen respektvollen Eingriff sichtbar – eine Geste, die an die Zerstörung des Werks und den Verlust des Künstlers erinnert, der es geschaffen hatte.

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Die Familie Giacometti

Aus der Familie Giacometti, die aus dem Bergell stammt, einem idyllischen Tal im Süden von Graubünden, gingen gleich mehrere bedeutende Künstler hervor. Die Werke von Dreien – Augusto, Giovanni und Alberto Giacometti, die jeweils ganz unterschiedliche Stilrichtungen verfolgten – werden hier einander gegenübergestellt. Ihre Arbeiten bieten so auch einen Eindruck der schillernden Vielfalt der Kunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Augusto Giacometti verzierte auf seiner weiss grundierten Leinwand die majestätischen heimatlichen Berghänge mit Nadelbäumen, die eleganten Jugendstil-Ornamenten gleichen; in Maimorgen schuf er aus nebeneinandergesetzten Farbtupfen eine flirrende Frühlingsstimmung, noch bevor die abstrakte Malerei in Europa eine feste Grösse war.

Giovanni, ein Cousin zweiten Grades von Augusto, setzte seine jungen Modelle in leuchtenden, expressionistischen Farben vor der heimatlichen Landschaft in Szene. Sein Sohn Alberto liess sich in Paris nieder, wo seine frühen Skulpturen die Einflüsse des Kubismus und Surrealismus widerspiegelten. Nach dem Zweiten Weltkrieg eroberte Alberto Giacometti mit seinen langgezogenen Figuren, in denen die Fragilität des Lebens spürbar wird, die Kunstwelt. Doch wie der Rest seiner Familie blieb er dem Bergell immer tief verbunden.

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Marguerite Arp-Hagenbach

Eine der bedeutendsten Erweiterungen der Bestände des Kunstmuseums verdankt sich der Freundschaft, Liebe und dem Pioniergeist einer Privatsammlerin und Mäzenin. Im Anschluss an eine Ausstellung konstruktiver Kunst 1937 in der nahegelegenen Kunsthalle Basel erwarb Marguerite Hagenbach ein Werk von László Moholy-Nagy und das Bewegte Kreisbild von Sophie Taeuber-Arp. Diese frühen Ankäufe markierten den Beginn der lebenslangen Auseinandersetzung der Baslerin mit der Abstraktion der Avantgarde.

Hagenbach war mit Sophie Taeuber-Arp und deren Mann, dem Künstler Hans Arp, seit Beginn der 1930er Jahre befreundet. Nach dem tragischem Tod Taeuber-Arps im Jahr 1943 unterstützte sie Hans Arp bei der Aufrechterhaltung seiner künstlerischen Tätigkeit in einer schwierigen Zeit; das Paar heiratete 1959. Marguerite Arp-Hagenbachs Sammlung zeugt von der beeindruckenden Vielfalt der abstrakten Kunst im Paris der 1930er bis 1950er Jahre und umfasste schliesslich knapp 1’000 Werke – Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier. 1968 schenkte sie 290 dieser Werke dem Kunstmuseum Basel, eine Geste, die den Bestand des Museums an abstrakten Werken des 20. Jahrhunderts grundlegend prägte und vielen der von ihr geförderten Künstlerinnen und Künstlern internationale Sichtbarkeit gab.

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Mit Werken von:

Josef Albers

Hans Arp

Ernst Barlach

Max Beckmann

Max Bill

Georges Braque

Serge Brignoni

Miriam Cahn

Alexander Calder

Marc Chagall

Eduardo Chillida

Giorgio de Chirico

Lovis Corinth

Salvador Dalí

Robert Delaunay

André Derain

Otto Dix

Theo van Doesburg

Jean Dubuffet

Raul Dufy

Helmuth Viking Eggeling

Max Ernst

Lyonel Feininger

Otto Freundlich

Johann Heinrich Füssli

Alberto Giacometti

Fritz Glarner

Julio González

Camille Louis Graeser

Ferdinand Hodler

Alexej von Jawlensky

Wassily Kandinsky

Ernst Ludwig Kirchner

Paul Klee

Lenz Klotz

Oskar Kokoschka

Maria Lassnig

Henri Laurens

Fernand Léger

Wilhelm Lehmbruck

Jaques Lipchitz

El Lissitzky

Richard Paul Lohse

Verena Löwensberg

Aristide Maillol

Franz Marc

André Masson

Henri Matisse

Joan Miró

Paula Modersohn-Becker

Amedeo Modigliani

László Moholy-Nagy

Louis Moilliet

Piet Mondrian

Kiki Montparnasse (Alice Ernestine Prin)

Edvard Munch

Gabriele Münter

Emil Nolde

Meret Oppenheim

Constant Permeke

Antoine Pevsner

Francis Picabia

Pablo Picasso

Germaine Richier

Jean-Paul Riopelle

Dieter Roth

Henri Rousseau (Le Douanier)

Luigi Russolo

Egon Schiele

Oskar Schlemmer

Georg Scholz

Georg Schrimpf

Kurt Seeligmann

Gustaaf de Smet

Jesús Rafael Soto

Niklaus Stoecklin

Sophie Taeuber-Arp

Yves Tanguy

Jean Tinguely

Suzanne Valadon

Kees van Dongen

Georges Vantongerloo

Paule Vézelay

Maria Helena Vieira da Silva

Maurice de Vlaminck

Friedrich Vordemberge-Gildewart

Fritz Winter

Serge Poliakoff

Adya van Rees