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Alte Meister

15.–18. Jahrhundert
Sammlungspräsentation

Die frühesten Werke in der Sammlung Alter Meister im Kunstmuseum Basel datieren aus der Zeit um 1400. Einen ersten Höhepunkt markieren die so zahlreich wie nirgendwo sonst versammelten Werke des 1434 bis etwa 1445 in Basel tätigen Konrad Witz, darunter die Tafeln des Heilsspiegelaltars, einen zweiten das etwa 80 Jahre später gleichfalls hier entstandene Corpus von Gemälden Hans Holbeins d. J. Zu dieser weltweit grössten Sammlung von Bildern aus dessen Basler Schaffenszeit zählen so einzigartige Schöpfungen wie der «Tote Christus im Grabe», das Bildnis der Familie des Künstlers, sein Passionsaltar und die Flügelbilder für die Basler Münsterorgel.

Eingebettet sind diese einzigartigen Highlights im ersten Obergeschoss des Hauptbaus in einen umfangreichen Bestand an sakraler und profaner Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts vor allem aus Süddeutschland und der Schweiz, aber auch in eine kleine Auswahl von Altniederländern.

Flämische und holländische Manieristen mit den frühesten autonomen Landschaftsdarstellungen in der Basler Sammlung sowie gleichzeitig in der Schweiz entstandene Porträts und Allegorien von Hans Bock d. Ä. und Tobias Stimmer schliessen das 16. Jahrhundert ab.

Ein neues Bildthema führt die deutsche und niederländische Stilllebenmalerei vom Beginn bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Sie bildet zugleich den Auftakt für die Präsentation qualitätvoller Werke aus dem Goldenen Zeitalter der holländischen Malerei: Vom Historienbild bei Rembrandt und seiner Schule über Genreszenen und Porträts bis hin zu Kircheninterieurs, Landschaften und Seestücken sind alle wichtigen Gattungen der Zeit vertreten.

Schliesslich führt eine Auswahl an französischer Kunst des Barock und des Rokoko dicht heran an die Zeitschwelle des Jahres 1800 und markiert den Übergang zur in der Ausstellung auch räumlich unmittelbar anschliessenden Kunst des 19. Jahrhunderts.

Räume

Raum 1: Malerei auf Stoff – eine Seltenheit im 16. Jahrhundert

Was heute selbstverständlich erscheint – das Malen auf Leinwand – ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Seltenheit. Bisher konnte nicht eindeutig geklärt werden, warum manche Werke dieser Zeit nicht auf den sonst üblichen Holztafeln entstehen. Es gibt aber plausible Vermutungen: Auf Leinwand gemalte Werke, wie die in diesem Raum, waren leichter und beweglicher. Bei den Orgelflügeln von Hans Holbein d. J. ein wesentlicher Gesichtspunkt: Sie wurden in elf Metern Höhe direkt an der Orgel im Basler Münster angebracht, wo sie als Schutz, etwa vor Vögeln oder Fledermäusen, dienten. Bei der Nutzung der Orgel wurden sie dann geöffnet und somit oft bewegt.

Eine weitere These ist, dass Malerei auf Stoff kostbare Tapisserien imitieren sollte. Werke des Berner Malers Niklaus Manuel, die Szenen aus der klassischen Antike darstellen, legen dies nahe. Sie sind in der sogenannten Tüchlein-Technik gefertigt, also mit Wasserfarben auf ungrundierter, äusserst feiner Leinwand ausgeführt. Die Bevölkerung Berns kannte wertvolle Tapisserien als Kriegsbeute, die 1476 aus den Burgunderkriegen zurückgebracht wurden.

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Raum 2: Das Phänomen Konrad Witz

Konrad Witz ist vermutlich kurz nach 1400 im süddeutschen Rottweil geboren. Er wurde in einer Zeit ausgebildet, in der die Internationale Gotik, auch «Weicher Stil» genannt, die europäische Kunst dominiert. Sanft fliessende Formen und grazile Figuren sind dafür charakteristisch.

Witz löst sich von den Konventionen dieses Stils. Er gibt seinen Figuren Volumen, so dass sie wuchtig, fast skulptural erscheinen. Ihre Gewänder werfen schwere und eckig brechende Falten. Der materiellen Welt verleiht er eine schier greifbare Qualität: Metall glänzt, Samt lädt zur Berührung ein und Räume wirken glaubhaft. Lichteffekte wie Schatten und Spiegelungen werden zu wesentlichen Gestaltungsmitteln seiner Kompositionen.

Diese Neuerungen zeichnen die gerade aufkommende altniederländische Malerei aus. Daher muss Witz Werke seiner Zeitgenossen in Gent und Brügge gesehen haben, bevor er sich um 1435 in Basel niederlässt und diese Innovationen mitbringt. Mit den Tafeln des Heilsspiegelaltars besitzt das Kunstmuseum Basel die grösste Sammlung an Werken dieses wichtigen Erneuerers der altdeutschen Kunst.

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Raum 5: Hans Holbein der Jüngere in Basel

Zusammen mit seinem älteren Bruder Ambrosius zieht Hans Holbein d. J. 1515 nach Basel. Dort arbeiten sie im Atelier des Malers Hans Herbst und werden bald in die Basler Handwerkszunft Zum Himmel aufgenommen. Diese Schritte markieren den Beginn einer erfolgreichen Karriere.

Holbein d. J. arbeitet für bedeutende Auftraggeber und bewegt sich in den humanistischen Kreisen um Erasmus von Rotterdam. Das Besondere an seiner Kunst besteht unter anderem in der detailgenauen Wiedergabe der Wirklichkeit. In seinen Porträts wird dabei seine aussergewöhnliche Fähigkeit zur Charakterisierung von Menschen erkennbar. Hier trifft sich seine Kunst mit den Werten des Humanismus, der verstärkt den Menschen in seiner irdischen Existenz und als Individuum in den Blick nimmt. Auch das schonungslose Bild Der Tote Christus im Grab spiegelt dies eindrucksvoll wider. Mit seinem grossen Talent wird Holbein später auch am englischen Königshof reüssieren.

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Raum 7: Die Zeichnungen von Hans Holbein dem Jüngeren

Hans Holbein d. J. schuf neben Gemälden auch ein bemerkenswertes Œuvre an Zeichnungen. Diese waren oft nicht als eigenständige Kunstwerke gedacht, sondern dienten zur Vorbereitung anderer Werke oder einfach zu Studienzwecken. Häufig arbeitete Holbein mit Feder und Pinsel. Damit gestaltete er sehr effektvoll Licht- und Schattenzonen, sodass Figuren und Architektur eine überzeugende räumliche Wirkung entfalten. Für die gezeichneten Porträts verwendete er farbige Kreiden. Diese Bildnisse beeindrucken durch ihre Lebendigkeit: Auch hunderte Jahre später meint man noch, einen unmittelbaren Eindruck der dargestellten Person zu bekommen.

Da Zeichnungen extrem lichtempfindlich sind, werden sie selten und immer nur kurze Zeit ausgestellt. Die Beleuchtung in diesem Raum ist daher stark gedämpft.

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Raum 12: Kunstboom im 17. Jahrhundert

Nirgends in Europa werden im 17. Jahrhundert mehr Bilder gemalt als in den Niederlanden. Diese immense Kunstproduktion basiert primär auf dem Aufstieg der noch jungen Republik zu einer See- und Handelsmacht, begünstigt durch den europäischen Kolonialismus. Im sogenannten Goldenen Zeitalter profitieren Unternehmerfamilien von der Ausbeutung der besetzten Gebiete. Sie erlangen gesellschaftlichen Status, dem sie durch den Besitz von Kunst Ausdruck verleihen.

Der grossen Nachfrage begegnen Künstlerinnen und Künstler auch mit Spezialisierung. Dabei konzentrieren sie sich auf einzelne Gattungen. Porträt, Landschaft und Stillleben geniessen im 17. Jahrhundert an den Kunstakademien nur geringes Ansehen, da sie als blosse Abbildungen der sichtbaren Welt gelten. Bei den Käufern sind sie dennoch sehr beliebt. Die Historienmalerei, die Fakt und Fiktion in komplexen Erzählungen miteinander verknüpft, schätzt man hingegen als Ausdruck höchster Kreativität. Den einzelnen Gattungen ist hier im Folgenden je ein Raum gewidmet.

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Mit Werken von:

Konrad Witz

Hans Memling

Hans Holbein d. Ä.

Hans Holbein d. J.

Lucas Cranach d. Ä.

Matthias Grünewald

Niklaus Manuel Deutsch

Hans Baldung, gen. Grien

Jan Brueghel d. Ä.

Georg Flegel

Sebastian Stoskopff

Hendrick Goltzius

Rembrandt Harmensz. van Rijn

Peter Paul Rubens

Nicolas Maes

Pieter de Hooch

Jacob van Ruisdael

Jan van Goyen

Catharina van Hemessen

Hyacinthe Rigaud

Jean-François de Troy

Hubert Robert