Das Kunstmuseum Basel zählt international zu den renommiertesten Museen seiner Art. Seine weltberühmte Sammlung, die Öffentliche Kunstsammlung Basel, umfasst über 300‘000 Werke aus acht Jahrhunderten, vom späten Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart. Der Kernbestand, das Amerbach-Kabinett mit seinen Kostbarkeiten an Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts, wurde im Jahr 1661 von der Stadt angekauft, dem Universitätsgut überwiesen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damit besitzt die Stadt Basel die älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt. Diesen einzigartigen Korpus verdankt das Kunstmuseum Basel der Freundschaft zwischen Bonifacius Amerbach und seinen wesentlich berühmteren Zeitgenossen Hans Holbein d. J. und Erasmus von Rotterdam – beide lebten zu Beginn des 16. Jahrhunderts längere Zeit in Basel.

Der glückliche Zufall, während vieler Jahrhunderte wachsen zu können, hat der Öffentlichen Kunstsammlung Basel einen seltenen Grad an historischer Kontinuität gegeben. Die Sammlung in Basel entstand in einer kleinen kaufmännischen Stadtrepublik, die von geopolitischen Katastrophen weitgehend verschont wurde und ihren Reichtum damit bewahren konnte und zugleich den Vorteil hatte, immer wieder von religiösen oder politischen Immigranten mit neuen Ideen versorgt zu werden. In Basel besteht zudem seit dem frühen 16. Jahrhundert eine Tradition ausgeprägten philanthropischen Engagements für das Gemeinwohl, kombiniert mit einer grossen Affinität für Kultur und Forschung, von der die Öffentliche Kunstsammlung immer wieder entscheidend profitieren konnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine Phase intensiven Sammlungszuwachses von Kunst der internationalen Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts. Dazu kamen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil umfangreiche Schenkungen und Vermächtnisse privater Gönner wie Raoul LaRoche, Maja Sacher-Stehlin, Marguerite Arp-Hagenbach, Richard Doetsch-Benziger, Max Geldner, Martha und Robert von Hirsch. Zusätzlich ermöglichten bedeutende finanzielle Geschenke die räumliche Erweiterung des Museums, wie jene von Maja Sacher-Stehlin 1980 (Eröffnung des Museums für Gegenwartskunst) sowie ihrer Enkelin Dr. h.c. Maja Oeri, deren Weitsicht und Grosszügigkeit 1999 den Erwerb des Laurenzbaus und 2016 den Neubau ermöglicht hat. Nicht zuletzt haben etliche Künstlerinnen und Künstler zu Lebzeiten das Museum reich beschenkt – darunter im 19. Jahrhundert Samuel Birmann und in den letzten Jahrzehnten Hans/Jean Arp, Pablo Picasso, Jasper Johns und Frank Stella.

Das Amerbach-Kabinett

Die lange Geschichte der Öffentlichen Kunstsammlung Basel reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Mit dem Ankauf des Amerbach-Kabinetts, einer humanistisch geprägten Privatsammlung, deren Ursprünge auf die Zeit vor der Reformation zurückgehen, gelangte Basel im Jahr 1661 als erstes städtisches Gemeinwesen in den Besitz einer Kunstsammlung. Dies lange bevor in anderen Städten Europas fürstliche Sammlungen dem Publikum zugänglich gemacht wurden. Das universalistisch angelegte Kabinett, das u.a. auch naturgeschichtliche und ethnografische Objekte sowie eine Bibliothek enthielt, umfasste beim Tod von Basilius Amerbach (1533 –1591), Enkel eines der grossen Buchdrucker und Sohn eines bedeutenden, mit Erasmus eng befreundeten Rechtsgelehrten, gegen 50 Gemälde, darunter 15 von Hans Holbein d.J., sowie ein sehr grosses Konvolut an Zeichnungen und druckgrafischen Blättern.

1661 drohte dem Amerbachschen Kabinett der Abgang nach Amsterdam. Professoren der Basler Universität griffen ein, um die grossartige Sammlung der Vaterstadt zu sichern. Bürgermeister Johannes Rudolf Wettstein und der Grosse Rat zeigten Verständnis, und so wurde die Sammlung für die hohe Summe von 9000 Reichstalern angekauft. Der Rat der Stadt übernahm zwei Drittel, die Universität, die in der Folge die Sammlung und die angegliederte Bibliothek verwaltete, einen Drittel. 1671 wurde das Kunstkabinett im Haus „zur Mücke“ nahe dem Münsterplatz als eine der besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Hans Holbein d.J., Bildnis des Bonifacius Amerbach, 1519. Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett

Hans Holbein d.J., Bildnis des Bonifacius Amerbach, 1519. Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett

Blick in den Böcklin-Saal im Museum an der Augustinergasse im Jahr 1912.

Blick in den Böcklin-Saal im Museum an der Augustinergasse im Jahr 1912.

Museum Faesch und
Berri-Bau

1823 stiess zur Amerbachschen Kunstsammlung, bereichert durch einzelne Zuwendungen des Rates und privater Schenker, das vom Rechtsgelehrten Remigius Faesch (1595-1667) angelegte Museum Faesch. Neben weiteren Gemälden Hans Holbeins d.J. enthielt es bedeutende Werke oberrheinischer Kunst vom 15. – 17. Jahrhundert und mehrte insbesondere auch das Kupferstichkabinett auf substanzielle Weise.

Eine Gefährdung von Universität und Kunstsammlung stellte 1833 die Teilung des einstigen Standes Basel in zwei Halbkantone dar. Als Teil des Universitätsgutes wurden die Sammlungsbestände schliesslich gegen einen Schätzpreis von 22'000 Franken der Stadt überlassen und konnten so unbeschadet zusammengehalten werden. Die immer offensichtlicher werdende Raumnot konnte 1849 durch den Umzug in den spätklassizistischen Vielzweckbau von Melchior Berri an der Augustinergasse gelindert werden, in dem sich heute noch das Naturhistorische Museum befindet.

Arnold Böcklin, Das Spiel der Nereïden, 1886. Kunstmuseum Basel, Ankauf mit Mitteln aus dem Birmann-Fonds und einer Aufzahlung des Kunstmuseums Basel

Arnold Böcklin, Das Spiel der Nereïden, 1886. Kunstmuseum Basel, Ankauf mit Mitteln aus dem Birmann-Fonds und einer Aufzahlung des Kunstmuseums Basel

Der Birmann-Fonds

Vor allem das Legat des Basler Malers und Kunsthändlers Samuel Birmann (1793-1847) eröffnete seit 1855 durch einen Fonds, der zeitgenössischer Schweizer Kunst vorbehalten blieb, eine eigentliche Ankaufspolitik, dies unter der Aegide der Kunstkommission, die bis heute über Ankäufe, Legate und Geschenke befindet. So konnte eine grosse Werkgruppe von Arnold Böcklin zusammengetragen werden, die repräsentativste Sammlung des Künstlers überhaupt.

Seit 1903 stellt auch der Stadtkanton Ankaufsmittel zur Verfügung.

Der Hauptbau entsteht

1936 konnte endlich ein eigens für die Öffentliche Kunstsammlung errichteter Bau der Architekten Rudolf Christ und Paul Bonatz, beide Vertreter einer konservativen Moderne, am St. Alban-Graben bezogen werden: der Hauptbau des Kunstmuseums Basel, wie man es heute kennt. Er war als reines Sammlungshaus konzipiert worden, eine Bestimmung, die er seit der Eröffnung des Neubaus im Frühjahr 2016 mit dessen speziell für Sonderausstellungen konzipierten Oberlichträumen wieder voll wahrnehmen kann.

Der Hauptbau des Kunstmuseums Basel. Foto: Julian Salinas

Der Hauptbau des Kunstmuseums Basel. Foto: Julian Salinas

Oskar Kokoschka, Die Windsbraut, 1913. Kunstmuseum Basel, mit einem Sonderkredit der Basler Regierung erworben

Oskar Kokoschka, Die Windsbraut, 1913. Kunstmuseum Basel, mit einem Sonderkredit der Basler Regierung erworben

Kunst des 20. Jahrhunderts

Seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann man, zuerst unter Otto Fischer, mit dem Aufbau einer Sammlung moderner Kunst mit internationaler Ausrichtung, die das Gesamtprofil wesentlich verändern und prägen sollte. Insbesondere Georg Schmidt machte sich um den Ausbau der Sammlung sehr verdient. Etwa mit seinem 1939 erfolgten Ankauf von durch die Nationalsozialisten beschlagnahmtem deutschen Museumsgut, das als „entartet“ diffamiert wurde, rettete er zahlreiche Kunstwerke für die Nachwelt.

Mit immer noch relativ bescheidenen Ankaufsmitteln, hie und da um einen staatlichen Sonderkredit ergänzt, konnte eine repräsentative Sammlung der Kunst des 20. Jahrhunderts aufgebaut werden, die über die Jahre zu einer der bedeutendsten weltweit werden sollte. Wesentlich waren aber auch hier Schenkungen von privater Seite, so die hervorragende Kubisten-Sammlung von Raoul La Roche, und zahlreiche Deposita von Stiftungen, so der 1933 gegründeten Emanuel Hoffmann-Stiftung, aber auch der Stiftung Im Obersteg (2004).

Barnett Newman, White Fire II, 1960. Kunstmuseum Basel

Barnett Newman, White Fire II, 1960. Kunstmuseum Basel

Amerikanische Gegenwartskunst

Unter Franz Meyer setzte sich in den sechziger Jahren der Ausbau der Abteilung moderner Kunst fort, und die Gegenwartskunst gewann systematisch an Spielraum, vor allem amerikanische Kunst , aber auch Joseph Beuys. Christian Geelhaar und Katharina Schmidt arrondierten dieses Engagement für noch nicht allgemein akzeptiertes zeitgenössisches Kunstschaffen und das Sammeln in Schwerpunkten entlang gewisser Leitlinien. Die konsequente Weiterentwicklung der Sammlung auf hohem qualitativen Niveau unter Einbezug der neuen künstlerischen Medien und den jüngsten künstlerischen Errungenschaften gilt auch der jetzigen Direktion und Museumskommission als Direktive.

Die Picasso-Story

Der von Generation zu Generation übertragene Kunstsinn der Basler Bürger und ihre Verbundenheit mit dem Kunstmuseum wurde sprichwörtlich durch eine Volksabstimmung von 1967, die den Verbleib zweier Spitzenwerke von Pablo Picasso sicherte, die als langjährige Leihgaben der Sammlung Rudolf Staechelin sozusagen zur Identität des Museums gehörten.

Als der Verkauf der zwei hochbedeutenden Picasso-Gemälde Les deux frères (1906) und Arlequin assis (1923) drohte, die lange Jahre im Kunstmuseum Basel zu sehen waren, beschlossen die Basler mit einer Volksabstimmung den Ankauf dieser Werke durch die öffentliche Hand, unter der Voraussetzung, dass 2,4 Millionen Franken privat aufgetrieben werden. Eine engagierte Bürgerbewegung brachte im sogenannten „Bettlerfest“ gemeinsam die fehlende Restsumme auf.

Als Picasso von den Ereignissen in Basel erfuhr, schenkte er der Stadt vier weitere Werke: Homme, femme et enfant (1906), eine Entwurfszeichnung zu den Demoiselles d’Avignon (1907) sowie die beiden grossen Spätwerke Vénus et l’amour und Le couple von 1967. Der damalige Direktor des Kunstmuseums Basel, Franz Meyer, durfte sie persönlich im Atelier des Künstlers auswählen. Inspiriert durch die Picasso-Euphorie ergänzte schliesslich Maja Sacher-Stehlin die Schenkungen von 1967 um das wichtige kubistische Werk Le poète von 1912.

Pablos Picasso, Arlequin assis, 1923. Kunstmuseum Basel, © Succession Picasso / 2020, Pro Litteris, Zurich

Pablos Picasso, Arlequin assis, 1923. Kunstmuseum Basel, © Succession Picasso / 2020, Pro Litteris, Zurich

Das Kunstmuseum Basel |  Gegenwart.

Das Kunstmuseum Basel | Gegenwart.

Das erste Museum für Gegenwartskunst

1980 konnte am St. Alban-Rheinweg das Museum für Gegenwartskunst eröffnet werden dank einer gemeinsamen Schenkung der Emanuel Hoffmann-Stiftung (EHS) und deren Gründerin Maja Sacher-Stehlin zusammen mit ihrer Familie an die Christoph Merian Stiftung, die das Gebäude seither dem Kunstmuseum Basel zur Verfügung stellt. Im europäischen Raum kam dieser Moment einem Statement gleich – in Basel entstand damit das erste Museum, das explizit der Gegenwartskunst und ihren aktuellen Diskussionen gewidmet ist.

Dem Kunstmuseum am St. Alban-Graben fehlte der Platz, um alle Bestände, die gezeigt werden wollten, zu präsentieren. Das «Museum für Gegenwartskunst der Emanuel Hoffmann-Stiftung und der Öffentlichen Kunstsammlung» sollte erlauben, die von der EHS und dem Kunstmuseum angekauften Werke aus den «letzten anderthalb Jahrzehnten» endlich zu zeigen, wie der damalige Direktor Franz Meyer 1980 in der Pressemitteilung schrieb.

Erbaut wurde das Haus, das aus einer umgebauten Papierfabrik und einem Neubau besteht, durch die Architekten Katharina und Wilfrid Steib. 2005 wurde das Haus umfassend renoviert, Anfang 2019 wurden kleinere Sanierungsarbeiten ausgeführt. Im Jahr 2016 erfolgte die Umbenennung in Kunstmuseum Basel | Gegenwart.

Der Kunstmuseum Basel | Neubau.

Der Kunstmuseum Basel | Neubau.

Ein Neubau für die Sonderausstellungen

Mit einem Erweiterungsbau gegenüber dem Hauptgebäude erhielt das Kunstmuseum im Frühjahr 2016 ein drittes Haus, den Kunstmuseum Basel | Neubau. Das Projekt von Christ & Gantenbein Architekten aus Basel bietet auf über 8000 Quadratmetern Raum für Sonderausstellungen, aber auch für die zeitgemässe Präsentation der einzigartigen Sammlung in verschiedenen Räumen.

Die Baukosten beliefen sich auf 100 Millionen Schweizer Franken. Die private Laurenz-Stiftung zahlte daran 50 Mio. Franken, weitere 50 Mio. Franken wurden durch die öffentliche Hand übernommen.