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19. Jahrhundert

Sammlungspräsentation

Das erste Obergeschoss des Hauptbaus, das zum St. Alban-Graben hin orientiert ist, gehört dem langen 19. Jahrhundert. Von Johann Heinrich Füssli und Caspar Wolf über Arnold Böcklin und Albert Anker bis hin zu Ferdinand Hodler sind hier die international bedeutendsten Schweizer Künstler mit Hauptwerken vertreten.

Camille Corot und Gustave Courbet leiten in die französische Moderne über, wo sich die Entwicklung des Impressionismus an Beispielen von Camille Pissarro und Paul Cézanne bis hin zu Auguste Renoir und Claude Monet repräsentiert findet. Meisterwerke von Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Edgar Degas bilden den Abschluss des Rundgangs.


Räume

Raum 21: Kunst mit Mission

Die Basler Künstlerin Emilie Linder verschrieb sich den hohen Zielen der Nazarener – einer Gruppe von Kunstschaffenden, die sie in München und Rom kennengelernt hatte, und die zu Beginn des 19. Jahrhunderts Spiritualität und moralische Autorität mit ihren Werken wieder stärken wollten. Dem freizügigen Rokoko und dem kühlen Klassizismus setzten sie daher christlich-religiöse Themen und schlichte, harmonische Formen entgegen.

Zu Linders Lebzeiten verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen. Da ihre männlichen Kollegen sie zunehmend als Konkurrenz wahrnahmen, wurde Frauen nach und nach der Zugang zu Akademien, Ausstellungen und Vereinigungen verwehrt. Konzentriert auf die Gestaltung religiöser Sujets und zudem finanziell abgesichert, war Linder von dieser Entwicklung jedoch weniger betroffen. Sie baute ausserdem eine beachtliche Sammlung auf, zu der auch Werke altdeutscher Kunst aus dem Besitz ihres Grossvaters Johann Konrad Dienast gehörten, und vermachte sie ab 1841 ihrer Heimatstadt Basel in mehreren Schenkungen.

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Raum 22: Ein «Hausheiliger» des Kunstmuseums

Der Schweizer Maler Arnold Böcklin und seine Familie durchlebten Zeiten finanzieller Not, Hunger und Krankheiten wie Typhus und Cholera; acht seiner vierzehn Kinder verstarben früh. Jedoch erlangte Böcklin späten Ruhm: Seine geheimnis- und stimmungsvollen Gemälde, darunter die Toteninsel, trafen Ende des 19. Jahrhunderts den Nerv der Zeit. In seinem letzten Selbstporträt – einer Auftragsarbeit für die Kunstsammlung seiner Heimatstadt Basel – zeigt sich der Maler selbstbewusst auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Das Kunstmuseum Basel beherbergt heute die wichtigste Sammlung seiner Werke.

Die Meinungen der Zeitgenoss:innen waren gespalten: War Böcklin ein Reaktionär oder im Gegenteil ein Pionier? Zeugte seine Vorliebe für die klassische Sagenwelt von nationalistischer Gesinnung oder von einem Interesse an überzeitlichen Themen? Dass er gängige Schönheitsideale und Körperbilder, wie sie an den Kunstakademien gelehrt wurden, bewusst ignorierte und unbeirrt seiner Fantasie folgte, wirkte damals «absonderlich» – aus heutiger Sicht erscheint sein Schaffen seiner Zeit voraus.

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Raum 24: Sinnbilder und grosse Gefühle

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts strebten viele Künstlerinnen und Künstler danach, starke Bilder für grundlegende menschliche Erfahrungen zu finden. Solche dem Symbolismus zugerechneten Werke können stilistisch sehr unterschiedlich sein. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie tiefere Bedeutungen nahelegen und daher mehr zeigen, als unmittelbar zu sehen ist. Eine Landschaft oder Figuren können so zu Metaphern für Gefühlswelten oder universelle Ideen werden.

Giovanni Segantini etwa zeigt eine Bäuerin und Kühe an einer Tränke im kargen Hochgebirge. Der Durst und das Wasser als Element des Lebens verbinden hier Mensch und Tier. Bei Ferdinand Hodler steht eine einsame, zusammengesunkene Gestalt für das Gefühl der Enttäuschung, und Arnold Böcklin wählt das Bild einer Treppe, um das Auf und Ab des Lebenswegs von der Geburt bis zum Tod vor Augen zu führen.

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Raum 28: Künstlerfreunde

1861 begegneten sich der 30-jährige Camille Pissarro und der 21-jährige Paul Cezanne in Paris. Beide erkannten schnell, dass sie viel gemeinsam hatten: Sie wollten von ihrer Kunst leben, aber die vorherrschende akademische Malerei und ihre grossen Historiengemälde hinter sich lassen. Sie arbeiteten, wie viele impressionistische Künstlerinnen und Künstler, Seite an Seite unter freiem Himmel, um Landschaftseindrücke auf der Leinwand einzufangen.

Pissarro interessierte sich in seinen Bildern zeit seines Lebens für die hart arbeitende Landbevölkerung. Cezanne, für den Landschaftsdarstellungen ebenfalls ein wichtiger Teil seines Schaffens waren, entwickelte daraus allmählich eine neue, zukunftsweisende Vorstellung von Malerei. Über das Visuelle hinaus wollte er auch die Empfindungen vermitteln, die ein Motiv auslöste. Sein Farbauftrag in kleinen Flecken sollte die Elemente eines Gemäldes – fliessende Wahrnehmung und feste Struktur, Gesehenes und Gefühltes – zu einem einheitlichen Ganzen verweben.

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Raum 31: An der Schwelle zur Moderne

Ferdinand Hodler zählt zu den berühmtesten Schweizer Künstlern. Um seinen Darstellungen von Natur, Menschen und Gefühlsregungen symbolische Bedeutung und Allgemeingültigkeit zu verleihen, reduzierte er seine Motive auf das Wesentliche und arbeitete an Linienverläufen bis ins kleinste Detail. Ob Bergsilhouetten oder Körperumrisse, wie etwa die der Figur in Aufgehen im All: Hodler strebte zugleich nach rhythmischer Dynamik und dem Eindruck innerer Harmonie.

In seiner Heimat wurde Hodler um die Jahrhundertwende überschwemmt mit Aufträgen für private Bildnisse und Wandbilder in öffentlichen Gebäuden. Motive, die sich gut verkauften, malte er gleich mehrfach. Sein rastloses Arbeiten brachte ihm auch europaweit grossen Erfolg. Da sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die künstlerischen Neuerungen jedoch derart überstürzten, wurde Hodlers Schaffen noch zu seinen Lebzeiten als zeitlos-klassisch wahrgenommen.

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Mit Werken von:

Albert Anker

Arnold Böcklin

Paul Cézanne

Camille Corot

Gustave Courbet

Edgar Degas

Eugène Delacroix

Anselm Feuerbach

Johann Heinrich Füssli

Paul Gauguin

Ferdinand Hodler

Joseph Anton Koch

Aristide Maillol

Claude Monet

Camille Pissarro

Odilon Redon

Pierre-Auguste Renoir

Auguste Rodin

Alfred Sisley

Félix Vallotton

Vincent van Gogh

Caspar Wolf