7.3. – 2.8.2026, Kunstmuseum Basel | Neubau
Die Ausstellung The First Homosexuals im Kunstmuseum Basel widmet sich der frühen Sichtbarkeit gleichgeschlechtlichen Begehrens und der Geschlechtervielfalt in der Kunst. Sie beleuchtet anhand von rund hundert Gemälden, Fotografien, Arbeiten auf Papier und Skulpturen, wie sich ab 1869 – dem Jahr der ersten Nennung des Begriffs «homosexuell» – neue Bilder von Sexualität, Geschlecht und Identität bildeten. Die vielschichtige Ausstellung öffnet den Blick auf queere Netzwerke, intime Porträts, kodiertes Verlangen, koloniale Verflechtungen und mutige Lebensentwürfe.
Diese Ausstellung wurde zuerst von Alphawood Exhibitions im Wrightwood 659, Chicago, organisiert, recherchiert und kuratiert von Jonathan D. Katz, Kurator, und Johnny Willis, stellvertretender Kurator. Für das Kunstmuseum Basel wurde sie in Zusammenarbeit mit den Kurator:innen Rahel Müller und Len Schaller adaptiert.
Der Begriff «homosexuell» wurde 1869 zum ersten Mal im deutschen Sprachraum verwendet und erfuhr in den folgenden Jahrzehnten einen substanziellen Wandel. Die Debatte über seine Bedeutung reichte von einer universellen Neigung zur gleichgeschlechtlichen Liebe bis hin zur Konzeption eines «dritten Geschlechts». Mit der Zeit bezeichnete der Begriff eine Minderheit, die ihr gleichgeschlechtliches Begehren bejahte – genau das Gegenteil seiner ursprünglichen Intention. In diesen Jahrzehnten setzten sich Künstler:innen ganz unterschiedlich damit auseinander: Sie porträtierten Freund:innen und Liebhaber:innen, hielten den Alltag von Paaren fest oder experimentierten mit Geschlechterrollen. Die Kunst bot ihnen dazu Freiräume und Mittel, um auszudrücken, wofür es noch keine richtige Sprache gab.
Die Ausstellung The First Homosexuals erzählt vom Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen Themen im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. In verschiedenen Kapiteln werden Künstler:innen und Schriftsteller:innen vorgestellt, die sich offen mit homosexuellen und trans Identitäten auseinandersetzten und diese teilweise auch lebten. Die Ausstellung verfolgt die Entwicklung der Aktdarstellung im Zusammenhang mit den sich wandelnden Vorstellungen von Sexualität und zeigt, wie Freundschaft und vertraute kunsthistorische Motive als diskrete (und in einigen Fällen auch nicht so diskrete) Codes für gleichgeschlechtliches Verlangen dienten. Die Ausstellung blickt auch über Europa hinaus und untersucht, wie viele europäische Künstler:innen gleichgeschlechtliches Verlangen den kolonialen Gebieten als inhärent zuschrieben und wie, als Antwort darauf, Künstler:innen weltweit diese koloniale Vorherrschaft in Frage stellten und sich ihr widersetzten.
The First Homosexuals zeichnet sowohl das kulturelle und künstlerische Schaffen als auch die frühe Geschichte der LGBTQIA+-Community nach. Die Ausstellung zeigt die wechselseitige Prägung homosexueller und trans Identitäten sowie die Herausbildung einer eigenständigen Transidentität, wie sie moderne Künstler:innen seit der Einführung des Begriffs «trans» im Jahr 1910 entworfen haben. Die Basler Adaption kombiniert internationale Leihgaben – manche davon werden zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen sein – mit den reichen Beständen des Kunstmuseums. Zusammen ermöglichen die Kunstwerke Einblicke in die Genese eines Begriffes, der heute selbstverständlich Teil der Identität eines Menschen und unserer Gegenwart ist.
Begleitend zur Ausstellung im Wrightwood 659 hat Monacelli Press (ein Phaidon Imprint) einen umfangreichen Katalog herausgegeben, der 22 aufschlussreiche Essays von führenden Expert:innen für Kunstgeschichte und queere Geschichte enthält, die sich jeweils auf eine geografische Region konzentrieren – von Japan über Australien bis hin zu der indigenen Bevölkerung Südamerikas.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Alphawood Foundation Chicago, eine private Stiftung, die sich für eine gerechte, faire und humane Gesellschaft einsetzt.