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The First Homosexuals

Die Entstehung neuer Identitäten 1869–1939

NEUBAU / 07.03.–02.08.2026 / Kuratorinnen: Rahel Müller, Len Schaller

Die Ausstellung The First Homosexuals im Kunstmuseum Basel widmet sich der frühen Sichtbarkeit gleichgeschlechtlichen Begehrens und der Geschlechtervielfalt in der Kunst. Sie beleuchtet anhand von rund hundert Gemälden, Fotografien, Arbeiten auf Papier und Skulpturen, wie sich ab 1869 – dem Jahr der ersten Nennung des Begriffs «homosexuell» – neue Bilder von Sexualität, Geschlecht und Identität bildeten. Die vielschichtige Ausstellung öffnet den Blick auf queere Netzwerke, intime Porträts, kodiertes Verlangen und mutige Lebensentwürfe.

Der Begriff «homosexuell» wird 1869 zum ersten Mal im deutschen Sprachraum verwendet und erfährt in den folgenden Jahrzehnten einen substanziellen Wandel. Zu Beginn ist damit die gleichgeschlechtliche Begierde gemeint, doch schnell wird der Begriff zu einer Identitätskategorie für all jene, die gleichgeschlechtlich lieben oder sich nicht mit ihrem biologisch zugewiesenen Geschlecht identifizieren. In diesen Jahrzehnten setzen sich Künstler:innen ganz unterschiedlich damit auseinander: Sie porträtieren Freund:innen, halten den Alltag von Paaren fest oder experimentieren mit Geschlechterrollen. Die Kunst bietet ihnen dazu Freiräume und Mittel, um auszudrücken, wofür es noch keine richtige Sprache gibt.

Die Ausstellung The First Homosexuals erzählt vom Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen Themen im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. In verschiedenen Kapiteln werden Künstler:innen und Schriftsteller:innen vorgestellt, die sich offen mit homosexuellen und transsexuellen Identitäten auseinandersetzten und diese teilweise auch lebten. Die Ausstellung verfolgt die Entwicklung der Aktdarstellung im Zusammenhang mit den sich wandelnden Vorstellungen von Sexualität und zeigt, wie Freundschaft und vertraute kunsthistorische Motive als diskrete (und in einigen Fällen auch nicht so diskrete) Codes für gleichgeschlechtliches Verlangen dienten. Die Ausstellung blickt auch über Europa hinaus und untersucht, wie viele europäische Künstler:innen gleichgeschlechtliches Verlangen den kolonialen Gebieten als inhärent zuschrieben und wie, als Antwort darauf, Künstler:innen weltwelt diese koloniale Vorherrschaft in Frage stellten und sich ihr widersetzten.

The First Homosexuals zeichnet sowohl das kulturelle und künstlerische Schaffen als auch die frühe Geschichte der LGBTQIA+-Community nach. Eine andere Version der Ausstellung wurde von Alphawood Exhibitions im Wrightwood 659 in Chicago vom 2. Mai bis zum 2. August 2025 gezeigt; recherchiert und kuratiert vom US-amerikanischen Kunsthistoriker Jonathan D. Katz in Zusammenarbeit mit Johnny Willis und anderen Wissenschaftlern weltweit. Die Basler Adaption kombiniert internationale Leihgaben – manche davon werden zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen sein – mit den reichen Beständen des Kunstmuseums. Zusammen ermöglichen die Kunstwerke Einblicke in die Genese eines Begriffes, der heute selbstverständlich Teil der Identität eines Menschen und unserer Gegenwart ist.

Begleitend zur Ausstellung im Wrightwood 659 hat Monacelli Press einen umfangreichen Katalog herausgegeben, der 22 aufschlussreiche Essays von führenden Experten für Kunst- und Queer-Geschichte enthält, die sich jeweils auf eine geografische Region konzentrieren – von Japan über Australien bis hin zu den indigenen Völkern Südamerikas.

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Alphawood Foundation Chicago.