Das Jahr 2024

Persönliche Rückblicke

Dr. Elena Filipovic, Direktorin Kunstmuseum Basel

Was bedeutet es, ein Museum in einer Zeit der Verunsicherung zu leiten – in einer Zeit, in der die Welt polarisierter, instabiler und gespaltener denn je erscheint? Gerade in Zeiten wie diesen sind öffentliche Institutionen wichtiger denn je. Denn sie geben Platz für Besinnung und Komplexität, für Schönheit, aber auch für Zweifel. Sie bieten sowohl die Auseinandersetzung mit Objekten, die Durchhaltevermögen bewiesen haben, als auch die Möglichkeit, Dinge anders zu betrachten. Im Kunstmuseum Basel sind wir davon überzeugt, dass der Zugang zu Kunst von grösster Bedeutung ist – ein gemeinschaftliches Erbe und kein Luxus darstellt. Dieser Leitgedanke begleitet das Museum von Anfang an – eigentlich schon seit 1661 als die Stadt Basel die richtungsweisende Entscheidung traf, eine Kunstsammlung nicht für einen Hof oder königliche Person, sondern für die Öffentlichkeit zu bewahren. Es war weltweit das erste Mal, dass so etwas gemacht wurde. Und diese zukunftsweisende Gründungsgeste bestimmt bis heute unser Handeln.

2024 war ein Jahr des Übergangs und der Veränderung. Im April dieses Jahres übernahm ich die besondere Verantwortung, diese Institution zu leiten – eine ehrenvolle Aufgabe, der ich mich in aller Bescheidenheit mit vollem Einsatz widme. Damit einhergeht, auch eine Vision für die Zukunft zu entwickeln, welche die Traditionen des Museums als zugängliche, aktive und gründlich arbeitende Institution wertschätzt und weiterentwickelt. Veränderungen in einem Museum dieser Grösse und Bedeutung sind immer mit Herausforderungen verbunden. Sie bieten aber auch Chancen für Neubetrachtung und Erneuerung. Von Anfang an habe ich von den Mitarbeitenden im Museum, dem Kanton Basel-Stadt, unseren Gönner:innen und unserem Publikum grosse Unterstützung für diese Aufgabe erfahren, und ich bin jeden Tag dankbar für das mir entgegengebrachte Vertrauen.

Eine der Herausforderungen, denen sich das Museum 2024 stellen musste, war die Gewährung eines Nachtragskredits durch den Kanton Basel-Stadt für das laufende Budgetjahr. Diese ausserordentliche und grosszügige Unterstützung stabilisierte die Finanzen sowie den Betrieb und das öffentliche Angebot des Museums für 2024. Der Nachtragskredit wurde vom Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt fast einstimmig bewilligt und belegt eindrucksvoll, wie stark das zivilgesellschaftliche Engagement für das Kunstmuseum ist.

Und was für ein Jahr das war!
Der Ausstellungskalender spiegelte die Breite und den Reichtum unseres Programms wider. Das Jahr begann im Kunstmuseum Basel | Neubau mit dem letzten grossen Ausstellungsprojekt meines Vorgängers Josef Helfenstein für das Museum: Dan Flavin. Widmungen aus Licht (2. März bis 18. August 2024) beleuchtete die vielfältigen Referenzen, welche der US-amerikanische Künstler (1933-1996) in seinen minimalistischen Kunstwerken verankerte. Währenddessen lenkte die Ausstellung Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten (2. März bis 30. Juni 2024) die längst überfällige Aufmerksamkeit auf Künstlerinnen von 1500 bis 1900. Fast zeitgleich wurde Made in Japan. Farbholzschnitte von Hiroshige, Kunisada und Hokusai (16. März bis 21. Juli 2024) eröffnet. Bemerkenswert bei dieser Ausstellung war, dass alle gezeigten Werke aus unseren Beständen des Kupferstichkabinetts stammen – ein Beweis für die Exzellenz der Sammlung und unserer kuratorischen und restauratorischen Teams. Ende April 2024 präsentierte das Ausstellungsprojekt Anri Sala. Inmitten Alter Meister (30. April bis 15. September 2024) zeitgenössische Fresken des albanischen Künstlers Sala innerhalb der Dauerausstellung der Sammlung des 14.-19. Jahrhunderts. Einen umfassenden Überblick über den Bestand von Werken auf Papier aus sechs Jahrhunderten bot ab Mai 2024 die Ausstellung Von Holbein bis Trockel. Highlights aus dem Kupferstichkabinett (4. Mai bis 11. August 2024).

Im Kunstmuseum Basel | Gegenwart lud die vom Zeitz MOCAA in Kapstadt konzipierte und organisierte Ausstellung When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei (25. Mai bis 24. November 2024) zum Nachdenken über die Selbstdarstellung Schwarzer Menschen ein. Sie wurde für das Kunstmuseum adaptiert und von der leider 2025 verstorbenen Museumsdirektorin des Zeitz MOCCAs Koyo Kouoh (1967–2025) und Tandazani Dhlakama ko-kuratiert. Im September 2024 gewährte die Ausstellung Zeichnung heute. Neu in der Sammlung (7. September bis 5. Januar 2025) Einblicke in Neuzugänge in die Sammlung des Kupferstichkabinetts. Zum Abschluss des Jahres wurde im Kunstmuseum Basel | Neubau die Ausstellung Paula Rego. Machtspiele (28. September 2024 bis 2. Februar 2025) eröffnet – die erste grosse Schweizer Retrospektive der portugiesisch-britischen Künstlerin Rego (1935-2022). Parallel zu diesen Ausstellungen wurde die Dauerausstellung der Sammlung zur Nachkriegskunst im Kunstmuseum Basel | Neubau neu gehängt.

Auch die Sammlung wuchs in diesem Jahr. Ein seltenes Doppelporträt (um 1525) von Gabriel Zehender, einem Zeitgenossen von Hans Holbein dem Jüngeren (1497/98–1543), fand 2024 seinen Weg in die Sammlung. Das Gemälde wurde wahrscheinlich in Basel gemalt und konnte dank der Athene Stiftung für die Sammlung gewonnen werden. Mit grosszügiger Unterstützung der Max Geldner-Stiftung erwarb das Museum eine radikale und zugleich intime Bronzeskulptur von Medardo Rosso (1858–1928) betitelt Enfant au sein (ca. 1891–92), die den tiefgreifenden Einfluss des Künstlers auf die moderne Skulptur unterstreicht. Ausserdem wurde das strahlkräftige, grossformatige Gemälde Riverhead (1963) von Helen Frankenthaler (1928–2011) dank der aussergewöhnlichen Schenkung der Helen Frankenthaler Foundation das erste Werk der wegweisenden Künstlerin in der Sammlung. Ein Werk aus der gleichen Zeit von Anne Truitt (1921–2004) konnte ebenfalls in die Sammlung aufgenommen werden. Der Eingang ihrer frühen und bedeutenden Skulptur Bloomsday (1962) wurde durch den Arnold Rüdlinger-Fonds der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft Basel (FAG) möglich. Schliesslich wurden ein eindringliches Selbstporträt des südafrikanischen Malers Cinga Samson (geb. 1986) sowie zwei Zeichnungen der nigerianischen Künstlerin Toyin Ojih Odutola (geb. 1985) – die in ihrer Ausstellung in der Kunsthalle Basel zu sehen waren – durch den Efren-Fonds der FAG erworben. Mit diesen Zugängen konnten die Bestände an zeitgenössischen afrikanischen Perspektiven in der Sammlung erheblich erweitert werden, um nur einige Beispiele zu nennen. Weitere Sammlungsneuzugänge wurden durch den Ankaufskredit des Kantons Basel-Stadt ermöglicht. Dank der langjährigen Leihgabe der Stiftung Im Obersteg und insbesondere durch deren Erwerb des spektakulären Gemäldes Tanz im Varieté (1911) von Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) im Jahr 2024 wurde zudem die Präsentation der klassischen Moderne – einer der zentralen Säulen der Sammlung – weiter gestärkt.

Die wissenschaftliche Forschung spielt in Museen eine besondere Rolle und hat die wichtige Aufgabe, die Geschichte von Sammlungen und ihre Entstehung zugänglich und nachvollziehbar zu machen. Die Provenienzforschung – die Untersuchung der Herkunft, der Besitzverhältnisse und des Werdegangs von Kunstwerken – ist für die Gewährleistung von Transparenz, Rechenschaftspflicht und ethischer Verantwortung von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund wurden 2024 vier mehrjährige Projekte zur Provenienzforschung durchgeführt, von denen zwei in diesem Jahr abgeschlossen wurden. Diese Projekte wurden durch Mittel der Rahmenausgaben-Bewilligung für aktive Provenienzforschung in den kantonalen Museen Basel-Stadt (RAB) sowie des Schweizer Bundesamts für Kultur (BAK) ermöglicht.

Die Ausstellungen und Sammlungspräsentationen wurden von einem reichhaltigen Angebot an Veranstaltungen wie Gesprächen, Konzerten, Performances, Vorträgen und Workshops sowie an Ausstellungs-, Wand- und Werktexten, Publikationen und Videos begleitet, um Kunst und Kultur in verschiedenen Formaten, auf vielfältigen Plattformen und für unterschiedliche Zielgruppen zu vermitteln. Zu den Höhepunkten zählten die Museumsnacht Basel 2024 mit mehr als 23'000 Besuchenden und der Familientag im November, beides lebhafte Veranstaltungen mit u.a. Puppentheater, interaktiven Führungen und Räumen für kreative Erfahrungen für alle Altersgruppen. Ebenso fanden knapp 900 Führungen statt und mehr als 1’100 Schulklassen besuchten das Museum 2024. Diese Zahlen belegen die grosse Wirkungskraft des Hauses als Lehrinstrument und als ein Ort, an dem junge Menschen in der unmittelbaren Begegnung mit Kunst, Kultur, Geschichte kritisches Denken ausloten können. Unser Team der Bildung und Vermittlung weitete das generationsübergreifende und inklusive Programm aus und stärkte damit die Rolle des Museums als Ort des lebenslangen Lernens. Gleichzeitig gewannen die digitalen Kanäle des Museums – insbesondere Instagram und LinkedIn – weiter an Reichweite und Relevanz.

Der Blick zurück auf dieses Jahr geschieht mit grosser Dankbarkeit für die Unterstützung des Kantons Basel-Stadt, der Stiftung für das Kunstmuseum Basel, der Freunde des Kunstmuseums Basel, öffentlicher und privater Partner:innen und der vielen Stiftungen, Leihgebenden, Donator:innen und Einzelpersonen, die unsere Ausstellungen, unser Programm und Ankäufe möglich machen. Ebenso dankbar bin ich für die herausragende Professionalität und Sorgfalt unseres gesamten Teams. Hinter jeder offenen Tür, jeder Ausstellung und jeder Sammlungspräsentation, jedem öffentlichen Moment, jedem Erwerb steht viel unsichtbare Arbeit, darunter die der Kommunikation, der Restaurierung, des täglichen Umgangs und der Pflege, der Vermittlung, der wissenschaftlichen Arbeit und vielen weiteren. Dank ihnen ist das Kunstmuseum ein lebendiger Ort.

2024 markierte den Beginn eines neuen Kapitels. In einer Welt, die sich oft zerrissen anfühlt, steht das Kunstmuseum für etwas Beständiges: die Grundüberzeugung, dass Kunst miteinander geteilt, hinterfragt und bewahrt werden muss – für uns alle. Das ist die Vision, die ich und das gesamte Team mit Stolz vertreten. Und eine Verantwortung für die Zukunft, der wir nachkommen wollen.
Mit Dankbarkeit und Vorfreude auf das Kommende

Elena Filipovic
Direktorin, Kunstmuseum Basel

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Dr. Katrin Grögel, Leiterin Abteilung Kultur, Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt

Kunst vermag unseren Blickwinkel zu verändern. Darin liegt ihre genuine Kraft. Dies belegte die im Mai eröffnete Ausstellung mit dem programmatischen Titel When We See Us. In einem leuchtenden Panoptikum feierte sie hundert Jahre panafrikanische, figurative Malerei und liess uns in schwarze Lebenswelten eintauchen. Lustvoll gewährte sie uns einen Überblick über Gemälde, die seit den 1920er Jahren auf dem afrikanischen Kontinent und in der afrikanischen Diaspora entstanden sind. Kurz: Die Schau hat meinen Blick auf die Kunstgeschichte erweitert.

Ebenfalls eine Kunstsensation war für mich die ab September zu sehende Ausstellung Machtspiele der portugiesisch-britischen Künstlerin Paula Rego. In ihrem Werk übernehmen Frauen die Hauptrolle. Es dreht sich um die Frage, inwiefern gesellschaftliche Machtverhältnisse auch die persönlichsten Zusammenhänge durchdringen und sich staatliche Gewalt in der Familie fortsetzt. Den grössten Publikumsmagneten bescherte indes der scheidende Direktor Josef Helfenstein dem Kunstmuseum und zwar mit der Retrospektive Dan Flavin. Widmungen aus Licht. Ich danke ihm für diesen strahlenden Abschiedsgruss.

2024 war für das Kunstmuseum Basel ein Jahr des Übergangs: Die neue Direktorin Elena Filipovic, die ihre Position im Frühling antrat, setzte zügig eigene Akzente, etwa in der Präsentation der hochkarätigen Sammlung. Umgehend und beherzt handelte sie auch, als im Sommer klar wurde, dass das Museum im laufenden Jahr sein Budget überschritt. Auf Antrag des Regierungsrats sprach der Grosse Rat im November einen Nachtragskredit über 2,55 Millionen Franken und belegte einmal mehr, welch starken Rückhalt das international bedeutende Museum in der Basler Politik geniesst.

Bleiben wir bei den Zahlen: Die finanzielle Situation des Kunstmuseums bleibt angespannt. Das Museum kämpft mit strukturellen Schwierigkeiten: Dazu gehören gestiegene Kosten im internationalen Ausstellungswesen, im Leihverkehr und bei den Versicherungen. Die allgemein unsichere Wirtschaftslage schlägt sich in allen Kulturinstitutionen nieder, so auch im Kunstmuseum Basel. Dies zeigt sich darin, dass Private und Unternehmen im Hinblick auf längerfristige Förderengagements zurückhaltender vorgehen.

Dabei hat sich die Zahl der Besucher:innen hervorragend entwickelt: Seit 2022 stetig gestiegen, konnte 2024 der Vorjahresrekord nochmals deutlich übertroffen werden. Von dieser Attraktivität profitiert die ganze Basler Museumslandschaft. Das Kunstmuseum Basel – Heimat der ältesten öffentlichen Kunstsammlung der Welt – ist ein unvergleichlicher, offener Ort der Begegnung mit der Kunst und mit den Menschen, die sich für die Kunst engagieren. Dass dies so bleibt, dafür sorgen Elena Filipovic und ihr grossartiges Team. Bei ihnen möchte ich mich besonders bedanken. Mein grosser Dank gehört weiter all jenen, die das Haus tatkräftig unterstützen und ihm auch in fordernden Zeiten die Treue halten. Dies gilt besonders für die Kunstkommission, die das Museum mit grosser Umsicht begleitet und unterstützt, die Stiftung für das Kunstmuseum, die zahlreichen Freund:innen, private Förderer:innen und Mäzen:innen ebenso die vielen Künstler:innen und Leihgeber:innen, die das Programm ermöglichen, in dessen Genuss das nationale und internationale Publikum kommt.

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Prof. Dr. Felix Uhlmann, Präsident der Kunstkommission

Das Jahr 2024 war ein erfolgreiches Jahr für das Kunstmuseum Basel. Mit den Ausstellungen When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei, Dan Flavin. Widmungen aus Licht und Paula Rego. Machtspiele, Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten, Made in Japan. Farbholzschnitte von Hiroshige, Kunisada und Hokusai und Von Holbein bis Trockel. Highlights aus dem Kupferstichkabinett hat das Museum einmal mehr unter Beweis gestellt, wie man neue Besuchergruppen erschliesst, wie breit seine Sammlung ist, wie man kunsthistorisch blinde Flecken ausleuchtet und Künstlerinnen neu entdeckt, deren Werke in der Schweiz noch wenig bekannt sind. Die Besucherinnen und Besucher haben dieses Feuerwerk geschätzt und dem Museum einen neuen Rekord beschert. Der Übergang von Josef Helfenstein, interimistisch über Anita Haldemann zu Elena Filipovic, lief problemlos ab. Die neue Direktorin bereichert das Haus mit frischen Ideen. Die Zusammenarbeit mit dem Präsidialdepartement verlief wie gewohnt problemlos und vertrauensvoll. Das Museum ist von zahlreichen privaten Gönnerinnen und Gönnern grosszügig unterstützt worden, sei es durch finanzielle Beiträge an die Stiftung für das Kunstmuseum, sei es durch wunderbare Werke, die dem Kunstmuseum geschenkt worden sind, sei es durch die Unterstützung über private Stiftungen.

Das Jahr 2024 war auch ein schwieriges Jahr. Der Regierungsrat musste im Herbst 2024 dem Grossen Rat einen Nachtragskredit in der Höhe von 2,55 Millionen beantragen. Das Museum hat das Globalbudget deutlich überschritten. Wie in anderen Häusern auch stiegen die Kosten im internationalen Ausstellungswesen, im Leihverkehr und bei den Versicherungen stark an; die Vorbereitungen zur geplanten Sanierung des Hauptbaus im Museum haben ebenfalls zusätzlichen Aufwand verursacht. Die hohen Besucherzahlen konnten diesen Rückgang nicht kompensieren. Auch die Erträge aus Sponsoring und von privaten Dritten blieben unter den Erwartungen. Das Museum erkannte das Ausmass des Defizits erst im August 2024 und war aufgrund langfristiger Verpflichtungen nicht in der Lage, die Mehrkosten und Ausfälle zu kompensieren. Die Direktion musste in Abstimmung mit dem Präsidialdepartement einschneidende Massnahmen ergreifen. Die Finanzplanung und das Controlling müssen verbessert werden. Der bisherige Bereich «Finanzen und Operations» wurde neu organisiert.

Diese Massnahmen fordern das Haus auf allen Stufen. Das gilt in besonderem Masse für die neue Direktorin und die Geschäftsleitung, aber die Sparmassnahmen waren für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spürbar. Wichtige Stellen konnten nicht besetzt werden. Geplante Ausstellungen mussten abgesagt oder verschoben werden. Geschäftsreisen wurden reduziert. Es gibt kaum einen Bereich, der die Sparanstrengungen nicht spürte – und immer noch spürt. Die Kunstkommission weiss um den grossen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche die entstandenen Lücken bestmöglich zu schliessen suchten, und ist zu grosser Dankbarkeit verpflichtet. Es ist bemerkenswert, wie das Museum Ausstellungen in gewohnt hoher Qualität zeigen konnte.

Mitte November 2024 hat der Grosse Rat den Nachtragskredit mit 91 Ja-Stimmen praktisch einstimmig bewilligt. Auch hier ist das Museum zu grosser Dankbarkeit verpflichtet. Der Empfang von staatlichen Mitteln ist nie eine Selbstverständlichkeit. Das Museum hat auch die Kritik gehört und wird zusammen mit dem Präsidialdepartement alles unternehmen, um die Finanzplanung und das Controlling zu verbessern. Vielleicht noch wichtiger als der (hohe) finanzielle Betrag ist das Zeichen, welches von Regierung und Grossem Rat an das Museum gegangen ist, stellvertretend für die gesamte Bevölkerung des Kantons, die dem Museum in dieser schwierigen Zeit ihre Hilfe angeboten haben: die tiefe Verbundenheit mit und das grosse Vertrauen in die Institution des Kunstmuseums Basel, oder, wie der ältere, aber treffende Begriff für das Museum es ausdrückt, in die Öffentliche Kunstsammlung Basel. Sie sind Verpflichtung und Ansporn zugleich.

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Ausstellungen 2024

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Einblicke in die drei Sonderausstellungen 2024

Ausstellungskataloge 2024

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Veranstaltungshighlights 2024

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Sammlung

Zahlen 2024

Total Besucher:innen: 342’755
Anzahl Führungen: 875
Anzahl Gruppenbesuche ohne Führung: 307
Anzahl Schulklassen: 1’180

Aufrufe der Website: 2,5 Mio.
Sammlung Online Seitenaufrufe: 134'761

Social Media Follower: 122'730
Social Media Gesamtreichweite: 2,46 Mio.

Forschungsprojekte

Einblicke in die Restaurierungsarbeit 2024

Provenienzforschung

Projekte 2024

Aktuelles zur Provenienzforschung findet sich hier.

Als eines der ersten Museen der Schweiz hat das Kunstmuseum Basel im Jahr 2024 eine «gerechte und faire Lösung» im Sinne der Washingtoner Prinzipien für einen «Fluchtgut»-Fall gefunden. Den Erbinnen nach dem jüdischen Unternehmer Richard Semmel (1875–1950) wurde eine Entschädigung für das Gemälde La Maison Rondest, l’Hermitage, Pontoise von Camille Pissarro gezahlt. Semmel musste es auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus verkaufen. Das Werk verbleibt rechtmässig im Kunstmuseum.
Kunstmuseum Basel - Camille Pissarro, La Maison Rondest, l'Hermitage, Pontoise, 1875 – Kunstmuseum Basel

Unterstützt durch Finanzmittel der Rahmenausgabebewilligung für aktive Provenienzforschung der Abteilung Kultur beim Kanton Basel-Stadt wurde im Bereich der Galerie (Gemälde und Skulpturen) ein Tiefenrechercheprojekt zu ausgewählten C-Fällen realisiert.
Tiefenrecherche zu Erwerbungen des Zeitraums 1933–2022. Kategorie C und potentielles «Fluchtgut» (2023–2024) – Kunstmuseum Basel

Im Kupferstichkabinett konnte mit einem zweiten Teilprojekt die seit 2021 anhaltende Überprüfung der Druckgrafik der Eingangsjahre 1933-45 als Förderprojekt des Bundesamts für Kultur abgeschlossen werden.
Druckgrafik mit Eingangsjahr 1943–45 im Kupferstichkabinett der Öffentlichen Kunstsammlung Basel – Kunstmuseum Basel

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Bibliothek und Archiv

Gremien

Bericht der Kunstkommission

Prof. Dr. Felix Uhlmann, Präsident,
Prof. Dr. Ralph Ubl, Vizepräsident, Silvia Bächli,
Prof. Dr. Andreas Beyer, Christoph Gloor, Harry Gugger,
Prof. Dr. Ute Holl, Claudia Müller, Dr. h.c. Maja Oeri,
Dr. Heinrich A. Vischer, Member at Large

Die Kunstkommission begleitet, berät und unterstützt die Direktion des Kunstmuseums Basel in der Erfüllung ihres kulturellen und wissenschaftlichen Auftrags. Für einzelne, gesetzlich definierte Aufgaben verfügt die Kunstkommission über Beschlusskompetenz. Sie stellt den Antrag für die Wahl des Direktors resp. der Direktorin. Von Gesetzes wegen sind die Beschlussfassungen über Ankäufe, die Annahme von Schenkungen und die Genehmigung von Leihgaben an Dritte die wichtigsten Geschäfte. Diese werden der Direktion und dem Stab nach Massgabe des vom International Council of Museums (ICOM) implementierten «ICOM Code of Ethics for Museums» vorbereitet. Die Provenienz der Werke wird geprüft.

Im Berichtsjahr hielt die Kunstkommission fünf Sitzungen ab. Auch im Jahre 2024 nahm die Kommission bedeutende Schenkungen an, welche die Öffentliche Kunstsammlung Basel in allen Sammlungsbereichen ausgezeichnet ergänzen.

Über die Präsidien der anderen staatlichen Museen des Kantons Basel-Stadt äusserte sich die Kommission zur Totalrevision der Verordnung zum revidierten Museumsgesetz, welche am 1. Februar 2025 in Kraft getreten ist. Die Kommission hat das Museum hinsichtlich der geplanten Sanierung des Hauptbaus des Museums unterstützt. Wie in den vergangenen Berichtsjahren hat sich die Kommission mit Fragen der Provenienzforschung beschäftigt. Sie konnte betreffend das Werk von Camille Pissarro, La Maison Rondest, l'Hermitage, Pontoise, 1875 mit den Erbinnen des jüdischen Unternehmers Richard Semmel (1875–1950) für das 1933 in der Emigration verkaufte Gemälde eine gerechte und faire Lösung finden. Das Kunstmuseum ist glücklich, das Werk für die Sammlung erhalten zu können. Die Erbinnen wurden entschädigt und die Geschichte des Werkes und von Richard Semmel gewürdigt. Damit bekräftigt das Haus sein Bekenntnis zu den Washingtoner Prinzipien und der eigenen Strategie Provenienzforschung.

Prof. Dr. Felix Uhlmann, Präsident

Camille Pissarro, «La Maison Rondest, l'Hermitage, Pontoise», 1875, Kunstmuseum Basel, Schenkung von Dr. Klaus Berlepsch, Riehen

Camille Pissarro, «La Maison Rondest, l'Hermitage, Pontoise», 1875, Kunstmuseum Basel, Schenkung von Dr. Klaus Berlepsch, Riehen

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Bericht der Freunde des Kunstmuseums Basel

Wunderbar spannende Ausstellungen waren 2024 im Kunstmuseum Basel – 'unserem Museum' – zu sehen: die leuchtende von Dan Flavin, die herausfordernde von Paula Rego, die vielfältige When We See Us von Künstler:innen mit afrikanischen Wurzeln, die exploratorische Geniale Frauen.
Toll ist auch Paarlauf, eine Schau, die die Werke im Eigentum des Museums solchen aus der Sammlung Im Obersteg, welche sich in Dauerleihgabe im Kunstmuseum Basel befinden, gegenüberstellt, und dabei erhellende, erfrischende und lehrreiche Begegnungen provoziert. Und gerade diese letztgenannte Ausstellung zeigt auch einen Weg, den das Kunstmuseum zukünftig beschreiten kann, um seine Weltgeltung behaupten zu können, nämlich ein noch deutlicheres Gewicht auf seine Sammlung und die hier deponierten Werke zu legen, diese in neue Sichtlinien zu stellen, sie originell und abwechslungsreich zu präsentieren und miteinander zu kombinieren – sie über Epochen- und Stilgrenzen hinweg neu zu sehen, zu erfahren und zu denken. In einer trotz hervorragender Besucherzahlen finanziell angespannten Phase will das Museum so auf seine eigentliche Stärke setzen, eben seine einmalige Sammlung, die ein vielfältiges Spiel des Zeigens und Betrachtens möglich macht und dabei fast durch die gesamte europäische Kunstgeschichte zu führen vermag.

In diesem Sinn waren die Freunde auch 2024 unter der neuen Direktion von Elena Filipovic ein guter und loyaler Partner für das Museum. Die zahlreichen von ihnen geförderten oder unterstützten Angebote sollen primär den Zugang zu den präsentierten Werken erläutern und erleichtern, für Kinder in den Kindervernissagen und in den Ferienworkshops, für Familien am Familientag, der von uns erheblich mitfinanziert wird, für Zeichnungsliebhaber am Wochenende der Graphik, für ihre Mitglieder etwa an den Previews der Sonderausstellungen oder mittels der Reihe Persönlichkeiten reden, in deren Rahmen bekannte Menschen aus der Region meist anhand eines 'Lieblingswerks' ihren Zugang zu Kunst allgemein und zu unserem Museum im Speziellen erzählerisch darlegen. Nach wie vor liegt also das strategische Schwergewicht der Freunde auf der Vermittlung, die nach Massgabe unserer monetären Möglichkeiten gefördert wird. Diese Ausrichtung hindert nicht daran, gelegentlich über die Grenzen zu schauen und auf Ausflügen (in die Schweiz) und Kunst-Reisen (ins europäische Ausland) Erfahrungen zu sammeln und sich von Unbekanntem oder noch nicht so Vertrautem beeindrucken zu lassen. Die von den Freunden organisierten Reiseangebote stiessen auch 2024 auf hervorragendes Echo, waren im Allgemeinen ausgebucht und wurden von den Teilnehmenden sehr geschätzt. Überdies übernahm der Verein teilweise die aufwendige Restaurierung einer feinen, vielfältigen und umfänglichen Arbeit von Hanne Darboven. Damit wurde freilich die im Restaurierungsfonds noch verfügbare Summe ausgeschöpft; künftig werden Restaurierungen nur aus allgemeinen Mitteln, also nur noch sehr selten, unterstützt werden können.

2024 war das erste volle Tätigkeitsjahr unserer immer noch neuen Geschäftsführerin Mireille Gast. Vieles war für sie noch unvertraut, viel hat sie angepackt, viel hat sie erreicht, sie ist bereits erstaunlich gut vernetzt: Der Betrieb der Freunde läuft wunschgemäss. Die Mitgliederzahlen bleiben stabil und die Finanzen auch. Das erlaubt zwar keine grossen Sprünge, aber die Aufrechterhaltung der gewohnten Programme und der betrieblich notwendigen Tätigkeiten und Strukturen sind damit gut möglich. Wie schon im Vorjahr blieb die Besetzung des Vorstands auch 2024 konstant. Er besteht namentlich aus: Leonhard Burckhardt (Präsident), Dominique Stich-Jehle (Vizepräsidentin), Christian-Eduard Dill, Hans Furer (Kassier), Andreas Guth, Carlo Knöll, Daniel Kurjakovic, Nathalie Loch, Nicolas Mosimann und Matthias Zehnder sowie ex officio der Direktorin des Kunstmuseums, Elena Filipovic (seit 1. April 2024, davor ab Januar interimistisch Anita Haldemann). Die 2022 festgelegte und bewährte Aufgabenverteilung innerhalb des Gremiums hatte im Berichtsjahr weiter Bestand. Der Vorstand traf sich 2024 viermal, um die laufenden Geschäfte zu erledigen. Die Mitgliederversammlung fand am 6. Mai statt. Allen Beteiligten, insbesondere meinen Kolleg:innen im Vorstand, dem Kassier und der Reisegruppe sowie ganz speziell der Geschäftsführerin, Mireille Gast, danke ich sehr für ihren fruchtbaren Einsatz.

Leonhard Burckhardt
Präsident der Freunde des Kunstmuseums Basel

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Bericht der Stiftung Im Obersteg

Mitglieder des Stiftungsrats
Dr. Matthias Hagemann (Präsident)
Dr. Ruth Ludwig-Hagemann (Vizepräsidentin)
Dr. Hans Furer (Geschäftsführer)
Dr. Elena Filipovic
Henriette Mentha
Roland Wetzel
Kuratorin: Dr. Géraldine Meyer

Sitzungen: 11. April, 10. September, 5. November

Neuerwerbung: Ernst Ludwig Kirchners Tanz im Varieté (1911)
Die Stiftung Im Obersteg freut sich, mit Kirchners grossformatigem Gemälde Tanz im Varieté (1911) ein Hauptwerk des deutschen Expressionismus erworben zu haben. Nach intensiven Diskussionen entschied der Stiftungsrat, bei der Münchener Auktion von Ketterer am 7. Juni 2024 für das Werk mitzubieten. Der Ankauf schliesst eine lange bestehende Lücke sowohl in der Stiftungssammlung als auch im Kunstmuseum Basel, deren Bestände nun um ein zentrales Werk aus Kirchners Zeit in der Künstlergruppe «Die Brücke» bereichert werden. Die Erwerbung steht im historischen Kontext einer besonderen Beziehung zwischen Kirchner und Karl Im Obersteg, die in 16 Briefen dokumentiert ist. Bisher besass die Sammlung Im Obersteg kein Werk des Künstlers, was sowohl Karl als auch Jürg Im Obersteg bedauerten, wie aus einem Schreiben von Jürg Im Obersteg an das Auktionshaus Ketterer von 1971 herausgeht. Die Stiftung ist stolz, dieses bedeutende Gemälde nun der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

Die Neuerwerbung hat ein grosses Medienecho hervorgerufen, unter anderem mit einem Bericht in der Hauptausgabe der Tagesschau des Schweizer Fernsehens SRF. Die Bedeutung des Werks liegt insbesondere auch in seiner kulturhistorischen Aussagekraft, da der dargestellte Cakewalk-Tanz wichtige Fragen zur Selbst- und Fremdrepräsentation und zum kulturellen Austausch in der Moderne aufwirft.

Restaurierungsprojekt Tanz im Varieté
Aufgrund der bewegten Geschichte des Werks – mit Transportschäden, Kriegseinwirkungen und früheren Restaurierungen – befindet es sich in einem fragilen Zustand. Deshalb ist eine behutsame Restaurierung essenziell: Die gelockerte Malschicht wird mit einem alterungsbeständigen Klebstoff auf Cellulose-Basis gefestigt. Die Restaurierungsabteilung des Kunstmuseums Basel führt diese Massnahme aus; die Stiftung übernimmt sämtliche Kosten inklusive der Lohnkosten. Die Restaurierung soll bis Juni 2025 abgeschlossen sein. Anschliessend wird das Werk erstmals in der Ausstellung Paarlauf der Öffentlichkeit vorgestellt – in seiner ursprünglichen Leuchtkraft. Das Gemälde galt 100 Jahre lang als verschollen, einzig schwarz-weisse Fotografien zeugten von seiner Existenz.

Ausstellung Paarlauf 17. August 2024 – 27. Juli 2025
Zum Anlass des 20-jährigen Jubiläums der Stiftung als Depositum im Kunstmuseum Basel präsentiert sich die Sammlung Im Obersteg im Erdgeschoss des Hauptbaus. Die Ausstellung Paarlauf bringt rund zwanzig Werkpaare zusammen: Objekte der Stiftung treten in Dialog mit Werken der Museumssammlung. Dabei entstehen überraschende und anregende Begegnungen über Epochen- und Stilgrenzen hinweg – unter anderem mit Werken von Alexej von Jawlensky, Suzanne Valadon, Hans Holbein d. J. und Bruce Nauman. Kurztexte unterschiedlicher Autor:innen begleiten die Werkpaare. Ergänzt wird die Ausstellung durch musikalische Interpretationen, entstanden in Kooperation mit der Stiftung For Young Musicians Basel. Mehrere Neuhängungen binden regelmässig neue Exponate ein. So bleibt die Präsentation in Bewegung und entwickelt ihre eigene, langsame Choreografie. Ein begleitender Ausstellungskatalog erscheint im Frühling 2025. Die Ausstellung stösst auf grosses Publikumsinteresse und trägt dazu bei, die Stiftung Im Obersteg innerhalb und ausserhalb Basels weiter bekannt zu machen.

Ernst Ludwig Kirchner, «Tanz im Varieté», 1911, Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel

Ernst Ludwig Kirchner, «Tanz im Varieté», 1911, Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel

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