Der Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. vernetzt knapp 450 Wissenschaftler:innen und Expert:innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, den USA, Frankreich, Großbritannien, Israel und Italien die sich an öffentlichen und privaten Einrichtungen, im Kunsthandel, im Rechtswesen, im akademischen Bereich oder freiberuflich der Erforschung der Herkunft von Kulturgütern widmen. Hierbei steht insbesondere NS-verfolgungsbedingt entzogenes Eigentum im Fokus, aber auch die in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR enteigneten oder aus kolonialen Kontexten stammende Kulturgüter.
Der Verein versteht die Provenienzforschung als festen Bestandteil der grundlegenden Aufgaben von Kunstmuseen: Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln. Vor diesem Hintergrund ist er Experte und Ansprechpartner bei allen Fragen zur Provenienzforschung, ihrer Dokumentation und Vermittlung. Um den Austausch der Mitglieder zu fördern, trifft sich der Verein einmal im Jahr zu einer Mitgliederversammlung und unterstützt Fachtagungen und Workshops. Kleinere Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit regionalen oder thematischen Schwerpunkten und erarbeiten praktische Leitfäden.
Am 23. November 2022 fand die Jahrestagung im Kunstmuseum Basel statt. Organisiert von der Abteilung Provenienzforschung des Hauses in Kooperation mit dem Schweizerischen Arbeitskreis Provenienzforschung (SAP/ASP) und grosszügig unterstützt vom Kunstmuseum Basel, wurde hier einen Tag lang im Eventfoyer des Basler Neubaus ein Fokus auf die Forschungslandschaft Schweiz gelegt. Die Themen der Vorträge reichten von der Vermittlung des Arbeitsfeldes in gleich vier aktuellen Ausstellungen zu Kulturgutverlagerungen aus kolonialen und NS-Kontexten in Basel, Zürich und Bern, über neue Forschungsprojekte zum NS-Kunsthandel und der sogenannten «Benin-Initiative», bis zur Suche nach Wegen im Umgang mit der «Fluchtgut»-Thematik und der Vorstellung relevanter Quellen in nationalen Archiven. Beschlossen wurde der Tag mit einer Diskussionsrunde mit dem Titel «Wohin geht es in der Schweiz? Kommissionsgründung, gesetzliche Anpassungen oder andere Lösungen? Zum Umgang mit Sammlungen und Auskunftsbegehren». Fünf Vertreter aus Museum, Handel, Geschichte, Politik und Recht unterhielten sich darüber, welche Lösungsfindung für das Land ansteht, um offene Fragen im Umgang mit NS-verfolgungsbedingten Vermögensverlusten und im Umgang mit illegitim verbrachten Objekte des kolonialen Erbes zu regeln und was sie sich aus Sicht ihres jeweiligen Faches von dem Instrument ihrer Wahl wünschen würden. An der Veranstaltung nahmen rund 270 Forschende und Interessierte teil; sie war lange im Vorfeld ausgebucht.