«Hiiiiiiiiiiier kommt der grrrrrrrrrrrrrrosse Charivari-Galopp, mit Politik, Literatur, Heilkunst, Theater, Handel, Gesellschaft, Moral, Medizin, Chirurgie […]!» – Mit dieser Vielfalt an Themen warb die Satirezeitschrift Le Charivari im Jahr 1839 um neue Abonnenten. Gegründet im Jahr 1832, nahm sie bis 1926 täglich, danach noch bis 1937 wöchentlich Pariser Politik und Alltag aufs Korn. Jede Ausgabe enthielt eine ganzseitige Karikatur; fast 5000 davon stammen von Honoré Daumier (1808–1879). Während rund 40 Jahren prägten seine bissigen Kommentare zum Tagesgeschehen das Erscheinungsbild der Zeitschrift massgeblich.
Die Ausstellung in den Grafikkabinetten liefert einen Überblick über die inhaltliche Spannbreite von Daumiers Beiträgen zum Charivari. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Serie Actualités, in deren Rahmen er besonders viele Karikaturen veröffentlichte. Beispielhaft führt sie die soziale Sprengkraft seiner Darstellungen vor Augen, die sich häufig unverblümt gegen die herrschenden Eliten richteten. Gekonnt verstand es Daumier, seinen Freiraum in Anbetracht der ständig ändernden Zensurbestimmungen gegenüber der liberalen Presseberichterstattung auszuloten.
Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel verfügt über einen umfangreichen Bestand an Druckgrafiken Daumiers. Eine Auswahl war im Sommer 2022 in der Präsentation Überspitzt. Karikaturen von Honoré Daumier zu sehen. Ausgangspunkt für diese zweite Präsentation ist die Ausstellung Der Sammler Curt Glaser. Vom Verfechter der Moderne zum Verfolgten, die von 22.10.2022 bis 12.02.2023 im NEUBAU gezeigt wird. Aus der Sammlung von Curt und Elsa Glaser erwarb das Kupferstichkabinett 105 Daumier-Blätter. Fast ausnahmslos handelt es sich dabei um Karikaturen aus dem Charivari, von denen nun 40 vorgestellt werden.