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«Sehen heisst die Augen schliessen»

Wols auf Papier

HAUPTBAU Grafikkabinette / 28.01.–11.05.2025 / Kuratorin: Nina Schweizer

Das Kunstmuseum Basel zeigt zum ersten Mal 15 Radierungen des deutsch-französischen Künstlers Wols (1913–1951), die 2023 als Schenkung aus einer Basler Privatsammlung in das Kupferstichkabinett kamen. Seine kleinformatigen Radierungen waren meist Illustrationen für Bücher, die ebenfalls ausgestellt werden. Ergänzt wird die Präsentation durch frühe Zeichnungen des Künstlers aus der Sammlung. «Sehen heisst die Augen schliessen» ermöglicht einen Einblick in das künstlerische Universum von Wols, für den «ein winziges Blatt Papier die ganze Welt enthalten» konnte.

Geboren in Berlin als Alfred Otto Wolfgang Schulze, wanderte Wols 1932 nach Paris aus. In seinem kurzen Leben schuf er ein wegweisendes Werk an der Schnittstelle von Surrealismus und ungegenständlicher Kunst. Wols gilt als einer der Wegbreiter für die abstrakte Kunst des Informel der europäischen Nachkriegsjahre. Bereits seine frühen Tuschezeichnungen und Aquarelle zeigen traumartig skurrile Kompositionen mit zarten linearen Strukturen, biomorphen Körpern und geometrischen Architekturformen. Diese Elemente nahm Wols auch in seinen Radierungen auf.

Wols, Ohne Titel, um 1940, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Karl August Burckhardt-Koechlin-Fonds, Foto: Jonas Schaffter

Wols, Ohne Titel, um 1940, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, Karl August Burckhardt-Koechlin-Fonds, Foto: Jonas Schaffter


Wols’ Radierungen sind alle undatiert und entstanden in einer kurzen Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. 29 seiner Kaltnadelarbeiten entstanden für Bücher zeitgenössischer Autoren wie Camille Bryen (1907–1977), Jean Paulhan (1884–1968) oder seinem Freund Jean-Paul Sartre (1905–1980). Die Buchillustrationen waren eine wichtige Einnahmequelle im unsteten Leben des Künstlers.

Seinen rätselhaften Werken gab Wols auch keine Titel. Diese wurden erst posthum assoziativ vergeben. Bei der Erstellung von seinem ersten Ausstellungskatalog forderte der Künstler gar explizit: «Bitte keine Analysen oder Erklärungen». Diese Offenheit der Darstellungen für eigene Interpretationen macht den besonderen Reiz der Radierungen von Wols aus.