Das Museum der Kulturen Basel und das Kunstmuseum Basel erschliessen gemeinsam in zwei Ausstellungen das Thema «Formung der Welt durch den Menschen». Auf die laufende Präsentation Gelebte Welten im Museum der Kulturen antwortet das Kunstmuseum Basel nun mit der Ausstellung Spirituelle Welten.
Die durch Raum und über Zeit sich verändernde Wahrnehmung der Welt hat zu vielfältigen Umgangsformen damit geführt. Diese spiegeln sich in den Exponaten aus den Sammlungen des Kunstmuseums Basel und des Museums der Kulturen Basel. Beide Ausstellungen fokussieren unter dem Titel Making the World auf unterschiedliche, aber einander ergänzende Aspekte der Gestaltung der Welt durch den Menschen. Dabei konzentriert sich das Kunstmuseum Basel auf den menschlichen Geist und seine religiöse Leistung in der Deutung der Welt.
Europäische und aussereuropäische Objekte treffen in Making the World. Spirituelle Welten in vier Kapiteln aufeinander: Höhere Wesen, Anfänge, Übergänge und Abwesendes. Die ausgewählten Objekte, wie auch die Mythen und Kulte, die hinter ihnen stehen, regen dazu an, zugleich ihre phänomenale Vielfalt zu bestaunen und ihre tiefe Einheit zu bedenken.
In den thematisch eingerichteten Ausstellungsräumen trifft unter anderem ein hinduistischer Schöpfungsmythos von kämpfenden Göttern und Dämonen auf den Kampf der olympischen Götter mit den Titanen, dargestellt von Hans Bock dem Älteren. Ein balinesisches Kultgerät, das der Seele den Weg weist, begegnet Teufeln, die in einem Gemälde von Hieronymus II. Francken vertraglich die Seele eines Sterbenden einfordern. Tibetische Rollbilder aus dem 17. Jahrhundert stellen den Eingang in eines von mehreren Paradiesen in Aussicht, während die olympischen Götter in einem Gemälde von Cornelis van Poelenburgh aus demselben Jahrhundert die sterbliche Psyche zu ihresgleichen machen.
So populär wie der nahbare und zugängliche Hindu-Gott Ganesha, der Glück verheisst, sind in einem Gemälde des Rokoko Venus und Amor, die göttlichen Repräsentanten von Schönheit und Liebe. Shiva brilliert in einem Tanzwettstreit mit der Göttin Kali als bester aller Tänzer in Form einer indischen Bronze, während der zwölfjährige Jesus in einem Gemälde von Jan Steen (um 1659/60) mit seiner übermenschlichen Klugheit die Schriftgelehrten im Tempel zum Staunen bringt.
Schliesslich zeigt sich das Göttliche bisweilen indirekt: So muss Johannes der Täufer betonen, nicht er, sondern Jesus sei der angekündigte Messias, indem er in einem Gemälde aus der Werkstatt Leonardo da Vincis buchstäblich über sich hinaus weist. Die schöne Königstochter Psyche irrt als Marmorskulptur (1882) von Ferdinand Schlöth durch die Welt auf der Suche nach dem verschwundenen Liebesgott Amor. Und manchmal glänzt das Göttliche im wahrsten Sinne des Wortes durch Abwesenheit, wenn balinesische Hindutempel den temporär verweilenden Göttern einen leeren Thron vorbehalten. Der jüdische Ritus kennt einen solchen bei der Beschneidung – dort ist er für den Propheten Elija reserviert, wie es Ambrosius Skeit 1503 gemalt hat.
Die Ausstellung Making the World. Gelebte Welten im Museum der Kulturen Basel lief bis zum 23. Januar 2022. Sie konzentrierte sich auf die Verflechtungen der Menschen mit ihrer Umgebung. In fünf Gruppierungen wurden dort Exponate beider Museen auf die Themen Beziehungen, Orientierung, Spuren und Imaginationen hin befragt.