Ein Flohmarktfund in den 1970er Jahren hat zur Entstehung einer einmaligen Sammlung mit nunmehr 500.000 Fotografien geführt. Heute gehören Ruth und Peter Herzog zu den wichtigsten Fotosammlern weltweit. Die Bestände der Sammlung stammen aus der Frühzeit der 1839 erfundenen Technik und reichen bis in die 1970er Jahre. Sie decken damit die gesamte Geschichte der analogen Fotografie und all ihrer Entwicklungen und Materialien, den Platten, Emulsionen, Chemikalien, Papieren und Apparaten ab. Gerade für das 19. Jahrhundert hat das Sammlerpaar wichtige Entdeckungen gemacht, die das Verständnis für die bewegte Geschichte der Fotografie erweitert haben.
Kein Bildmedium ist so gut geeignet, Geschichte und Geschichten zu erzählen, wie die Fotografie. Die Myriaden anonymer Meisterwerke aus der Fotosammlung bringen eine schier unüberschaubare Vielzahl von Motiven und Themen rund um den Globus ans Licht. So finden sich neben den bekannten Pionieren des Mediums wie Adolphe Disdéri, Gustave Le Gray, Eugène Atget, Fred Boissonnas, Charles Nègre und Felice Beato sowie anderen prominenten Fotografen – Paul Martial, Hans Hinz – vor allem bisher unbekannte Amateurfotografen. Ruth und Peter Herzog haben nichts Geringeres als eine fotografische Enzyklopädie des Lebens im Industriezeitalter zusammengetragen.
Erstmals wird ein umfassendes Portrait der Fotosammlung nun in der Schweiz gezeigt. Die Ausstellung präsentiert anhand von 400 Objekten ihre höchst individuelle Ordnung und die darin artikulierte neue Sicht auf die Geschichte der Fotografie. Verhandelt werden zentrale Schwerpunkte der Sammlung, aber auch Fragen zum Sammeln von Fotografie, zum Verhältnis von Archiv und Museum und nicht zuletzt zum Verhältnis von Fotografie und Kunst weit über die bereits kanonisierte Kunstfotografie hinaus. Dabei zeigt die Ausstellung, dass das Medium analoge Fotografie höchst aktuell ist und faszinierende Rückschlüsse auf unseren heutigen digitalen Bildgebrauch erlaubt.
Eine interaktive Wandprojektion ermöglicht einen individuellen Zugang zu den digitalen Beständen der Sammlung. Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden motivisch ähnliche Bilder zu Familien gruppiert, wodurch Fluchtlinien zwischen Motiven verschiedener Zeiten entstehen. Der Algorithmus arbeitet mit Bilderkennung und zaubert so immer wieder neue formale Zusammenhänge zutage. Die interaktive Installation wurde vom Studio für mediale Architekturen iart zusammen mit Studierenden vom Bachelor-Studiengang Digital Ideation der Hochschule Luzern entwickelt.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett, Basel.
Mehr aus der Fotosammlung Herzog in diesen Museen:
Historisches Museum Basel
Mittelalter und Moderne – Fotografien aus der Sammlung Ruth und Peter Herzog
Ab dem 18. Juli 2020
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Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
Oriental Grand Tour. Fotografien aus der Sammlung Ruth und Peter Herzog
Ab dem 13. September 2020
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