Die dritte Gesamtausstellung der Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel blickt über den engeren Rahmen dieser bedeutenden Basler Privatsammlung der Klassischen Moderne hinaus und befragt sie nach sammlungsübergreifenden Themen und Bezügen: Zur Rezeption von Marc Chagalls Frühwerk in Basel, zur Entdeckung Chaïm Soutines in Paris oder zur Rolle Karl Im Oberstegs für die Schicksalsjahre Alexej von Jawlenskys während des Zweiten Weltkriegs. Auch Karl Im Oberstegs Verbindungen zur Kunsthalle und zum Kunstmuseum Basel werden thematisiert sowie die Auswirkungen, die diese auf beide Sammlungen hatten. Die Sammlung Im Obersteg präsentiert sich in dieser Schau mit Arbeiten, die längere Zeit nicht zu sehen waren, und tritt in Dialog mit Werken der Öffentlichen Kunstsammlung Basel. Ausgewählte Leihgaben werden die zentralen Themen akzentuieren. Picassos monumentales Bildnis Arlequin assis (1923) war viele Jahre das Hauptwerk der Sammlung Im Obersteg, bis es nach dem Tod Karl Im Oberstegs (1969) verkauft wurde. Erstmals seit 50 Jahren ist es möglich, dieses Meisterwerk aus Privatbesitz während der Ausstellung erneut im Kontext der Sammlung Im Obersteg zu sehen, natürlich begleitet von seinem Geschwisterbild, dem Basler Arlequin assis.
Die Sammlung als Ausdruck einer individuellen Biografie dokumentiert die Entwicklung einer Begeisterung, einer Leidenschaft und einer ästhetischen Präferenz. Der private Sammler sammelt nicht nach anerkannten Kriterien. Anders als der akademische Experte darf er im Heterogenen Inspiration finden. Karl Im Oberstegs Strategie war, sich mit Kunst zu umgeben, die ihn begeisterte und herausforderte. Er suchte keinen gefällig-schönen Wandschmuck, sondern ihn faszinierte die verändernde Kraft der Kunst, ihr im spontanen Schöpfungsakt auflebender Ausdruck. Der Speditionsunternehmer widmete einen grossen Teil seines Lebens dem Studium der Kunst. Er war sehr gut dokumentiert und deshalb auch bestens informiert über potenzielle Meisterwerke, die er zu einem sehr frühen Zeitpunkt erwarb. Überdies erkundete er als Entdeckergeist auch Nischenkünstler, die damals kaum bekannt waren, beispielsweise Chaïm Soutine. Das Resultat dieser über 50-jährigen Auseinandersetzung mit Kunst ist eine Sammlung zwischen persönlichen Vorlieben und internationalem Renommee.
Die Ausstellung gibt zudem Einblicke in das Wirken Karl Im Oberstegs während der beiden Weltkriege für das internationale Rote Kreuz und die Alliierten, denen er als England- und Frankreichfan nahe stand. Durch sein grosses internationales Beziehungsnetz in Kunst, Gesellschaft und Politik wurde der diplomatisch Versierte zum gefragten Vermittler, den Einzelpersonen und Firmen in Anspruch nahmen.