In der jüngeren Vergangenheit gerieten zahlreiche Museen unter Rechtfertigungsdruck: Aus der Öffentlichkeit waren Stimmen laut geworden, die Rechenschaft über Kunstwerke in Sammlungen und Ausstellungen forderten, die aus verschiedenen Gründen als Provokation aufgefasst wurden. Über die Medien fanden diese Diskussionen den Weg in die breite Öffentlichkeit, und nicht immer waren die Reaktionen der Verantwortlichen souverän und dazu angetan, die erhobenen Vorwürfe zu entkräften.
Auch im Kunstmuseum Basel gibt es zahlreiche Objekte, die je nach Blickwinkel als kontrovers wahrgenommen werden können. Die Sammlungspräsentation Kontrovers? greift dieses Thema auf und zeigt Werke aus dem Bestand der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung beziehungsweise ihres Erwerbs kritische Diskussionen provoziert haben, die dies immer noch oder erst jetzt tun. Ihre provokative Wirkung kann beziehungsweise konnte dabei sowohl allgemeiner Art als auch auf ein spezifisches Publikum ausgerichtet sein.
Mit der präsentierten Auswahl aus allen Bereichen der Sammlung von den Alten Meistern bis zur Gegenwart sollen aktuelle Debatten über Kunst und ihr Provokationspotenzial aufgenommen werden. Dabei geht es jedoch nicht um die – echte oder auch nur vermeintliche – Skandalisierung einzelner Kunstwerke oder Künstler_innen. Wir möchten vielmehr virulente gesellschaftliche Diskussionen um Kunst zum Anlass nehmen, um bekannte und weniger bekannte Werke unter neuen Blickwinkeln zu präsentieren und ihrer Rezeption mögliche neue Facetten hinzuzufügen. Dabei soll in Erinnerung gerufen werden, dass die Wahrnehmung und Bewertung von Kunstwerken immer innerhalb eines durch die jeweiligen gesellschaftlich-politischen Verhältnisse vorgegebenen Rahmens geschieht. Unser heutiger Blick bildet dabei meist nur einen Bruchteil ihrer Bedeutungsschichten ab, und er kann sich schon morgen wieder verändern.