Theaster Gates‘ (*1973) künstlerische Praxis reicht von urbanen Interventionen über Performance bis hin zu Töpferei. Er ist Sänger der Black Monks of Mississippi und wurde zum ersten „distinguished visiting artist“ und Direktor für künstlerische Initiativen am Lunder Institute for American Art ernannt, das zum Colby College Museum of Art gehört. Bekannt wurde der gelernte Stadtplaner mit Dorchester Projects, einem Quartieraufwertungsprojekt in der verarmten South Side Chicagos, das er selbst als «real estate art» beschrieben hat. Stets zielt er in seiner Arbeit darauf, die Bereiche Kunst und Gesellschaft miteinander zu verbinden und durch die Gründung von kulturellen Gemeinschaften soziale, politische und räumliche Veränderungen einzuleiten. Seit seinem Auftritt bei der Art Basel 2013, als er 100 aus den Toiletten einer abrissgefährdeten Bank entnommene Marmorplatten mit der Inschrift «In Art We Trust» zu Bankanleihen veredelte und damit die Renovierung des Kulturzentrums Stony Island Arts Bank finanzierte, gehört Theaster Gates zu den wichtigsten Stimmen in der zeitgenössischen Kunst.
Der Künstler versteht sich selbst als Sammler von Sammlungen und Archiven, vor allem der schwarzen Kultur in Amerika. Sein Interesse gilt dabei oft den vergessenen Objekten, Bildern und Themen, die er in seine künstlerische Praxis integriert. Als Sammler von marginalisierten und vergessenen Archiven strebt Gates zusammen mit dem Kunstmuseum Basel eine kritische Auseinandersetzung mit dessen eurozentristischer Sammlung an. Gemeinsam werden grundlegende Fragen zu räumlichen und organisatorischen Strukturen des Museums verhandelt.
Im Rahmen der Ausstellung im Kunstmuseum Basel befasst sich Gates hausübergreifend mit dem Kult der Schwarzen Madonna. Dabei geht es ihm sowohl um die religionsgeschichtliche Bedeutung als auch um den ästhetischen und metaphorischen Gehalt dieser Figur.
Im Kunstmuseum Basel | Neubau wird Gates Arbeiten präsentieren, die teilweise für die Ausstellung entstanden sind, und eine Art Schrein für die Schwarze Madonna gestalten, der mit der Architektur des Hauses und den Beständen der Sammlung in einen kritischen Dialog tritt. Dabei ist die Herstellung von Objekten immer auch gesellschaftliche Intervention, denn die Sphären des künstlerischen und des politischen Wirkens sind für Theaster Gates untrennbar.
Im Kunstmuseum Basel | Gegenwart wird der museale Raum hingegen in eine künstlerische Produktionsstätte verwandelt und mit einem temporären Tonstudio sowie einer Druckwerkstatt bespielt. Hier wird der Künstler mit seinen persönlichen Archiven arbeiten, vor allem mit dem Fotoarchiv der für die schwarze Kultur in Amerika ikonischen Magazine Ebony und Jet Magazine.
Die Kooperation mit Künstlern, Architekten, Forschern und Musikern ist fester Bestandteil von Theaster Gates‘ Arbeit. Auch für Basel hat der Künstler ein umfassendes Rahmenprogramm entworfen, das die Ausstellung zur Plattform für Kontemplation, Konzerte, Forschung und öffentliche Debatten macht und ausserhalb des Kunstmuseums Synergien mit anderen Basler Institutionen wie dem Jazzcampus Basel, der Basler Papiermühle und dem Basler Münster eingeht.