Das Schaffen von Carl Burckhardt (1878–1923) wurde diesen Sommer in einer retrospektiv angelegten Schau im Museo Vincenzo Vela in Ligornetto gezeigt. Das Kunstmuseum Basel präsentiert nun die Ausstellung in leicht konzentrierterer Form und mit Fokus auf Burckhardts mit Basel in Verbindung stehende Tätigkeit. Die Schau Carl Burckhardt. Antiker Geist – moderne Form rückt Werke, denen die Basler Bevölkerung täglich begegnet, ins Bewusstsein, erzählt die Geschichte ihrer Entstehung und würdigt die Leistung des früh verstorbenen Basler Künstlers für die Entwicklung der modernen figürlichen Skulptur.
Burckhardts Werke sind im Stadtbild Basels prominent platziert: Die Amazone am Brückenkopf der Mittleren Brücke, die Figurengruppen Rhein und Wiese vor dem Badischen Bahnhof, der Ritter Georg am Ende der Treppe vor dem Gymnasium Leonhard über der Altstadt. Der Schöpfer dieser Skulpturen ist aber beinahe in Vergessenheit geraten – die letzte Gesamtschau zu Burckhardts Œuvre fand 1978 anlässlich seines 100. Geburtstags in der Kunsthalle Basel statt.
Die Ausstellung im Erdgeschoss des Hauptbaus macht die umfangreichen Sammlungsbestände des Kunstmuseums Basel im Bereich der Skulptur und der Grafik zugänglich: Zehn plastische Werke und etliche Arbeiten auf Papier werden mit Leihgaben aus dem Kunsthaus Zürich, dem Antikenmuseum Basel, dem Museo Vincenzo Vela in Ligornetto, aus Privatsammlungen sowie mit Dokumenten aus dem Nachlass des Künstlers im Staatsarchiv Basel-Stadt ergänzt.
Burckhardts Schaffen bewegte sich zwischen einem inhaltlich stark vom antiken Ideal geprägten Klassizismus und einer eigenständigen Formensprache. Die klassischen Themen dienten dem Künstler dabei oft als blosser Vorwand für neue formal reduzierte Lösungen, wie etwa die Amazone oder auch die Flussgötter der Brunnenskulpturen zu Rhein und Wiese anschaulich machen. Gipsmodelle und Zweitgüsse der Werke im öffentlichen Raum lassen dies auch direkt in der Ausstellung nachvollziehen. Neben der künstlerischen Entwicklung werden auch die wichtigsten biografischen Stationen Burckhardts nachgezeichnet: seine Ausbildung zum Maler in München, seine Reise nach Italien gemeinsam mit dem Basler Künstler Heinrich Altherr und sein anschliessender mehrjähriger Aufenthalt in der ewigen Stadt, die Rückkehr nach Basel und schliesslich der Umzug nach Ligornetto im südlichsten Winkel der Schweiz.
Die Ausstellung wird durch den von Gianna Mina und Tomas Lochman im Christoph Merian Verlag herausgegebenen Katalog Carl Burckhardt. 1878–1923 begleitet.