Der Basler Maler, Zeichner, Druckgraphiker und Bildhauer Albert Müller gilt als ein Hauptvertreter des Schweizer Expressionismus. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er in einem Glasmaleratelier sowie an der Allgemeinen Gewerbeschule seiner Geburtsstadt. Unter dem Eindruck von Cuno Amiet wandte er sich schon bald mit leuchtenden Farbflächen gegen die dunkeltonige Manier der etablierten lokalen Maler. 1919 wurde erstmals ein grösseres Publikum auf seine Arbeiten aufmerksam.
Auch als Müller zwei Jahre später ins Tessin übersiedelte, blieb er dem kulturellen Geschehen in Basel eng verbunden. In Auseinandersetzung mit der Avantgarde setzte eine intensive künstlerische Entwicklung ein: So verarbeitete er Anregungen von Louis Moilliet und Edvard Munch, bis 1923 die Begegnung mit dem Werk Ernst Ludwig Kirchners und schliesslich auch die Freundschaft mit diesem Künstler zum Ausgangspunkt für seine Bildsprache gerieten.
In rascher Folge schuf Müller nun Landschaftsbilder und Variationen zum Thema der menschlichen Figur, wobei immer wieder die eigene Familie als Modell diente. Es entstanden zahlreiche mit energischem Strich gezeichnete Skizzen, Aquarelle in kräftigen Tönen und aus hart aneinandergefügten Farbflächen komponierte Gemälde. Auch seine bewusst grob geschnitzten und dadurch um so ausdrucksstärkeren Holzskulpturen versah Müller zumeist mit einer farbigen Fassung. Eine wichtige Rolle spielte die Druckgraphik, seien es Holzschnitte mit ihren effektvollen Kontrasten oder Radierungen, bei denen der Künstler nicht selten mittels Aquatinta und Pinselätzung das ganze Repertoire an Graustufen ausschöpfte.
In der Silvesternacht 1924 gründeten Müller, Hermann Scherer und Paul Camenisch die Künstlervereinigung „Rot-Blau“, um sich für bessere Ausstellungsmöglichkeiten und öffentliche Aufträge in Basel einzusetzen. Obschon er der Gruppe nur kurze Zeit angehörte, trug Müller nicht zuletzt in dieser Funktion entscheidend dazu bei, der Moderne in seiner Heimatstadt Geltung zu verschaffen.
Aus dem Nachlass des früh Verstorbenen erwarb das Kupferstichkabinett bereits 1929 eine grössere Anzahl von Zeichnungen und Druckgraphiken – ein Bestand, der seither durch Ankäufe und Schenkungen wesentlichen Zuwachs erfuhr. Ergänzt um Gemälde und Skulpturen aus dem Besitz des Kunstmuseums bietet die Ausstellung einen repräsentativen Überblick zu Müllers Schaffen.