Seit 2004 entwickelt Catharina van Eetvelde (* 1967 Gent) eine herausragende und zukunftsweisende zeichnerische Position. Zeichnen bildet für die in Paris lebende Künstlerin seit jeher die Grundlage ihrer Tätigkeit, doch versteht sie Zeichnen nicht als eine ausschliesslich dem Medium Papier verpflichtete Aktivität. Vielmehr ist Zeichnen die Art und Weise, mit der sich van Eetvelde zur Welt in Beziehung setzt, insbesondere zu den Naturwissenschaften. Mit einem geradezu anthropologischen Ansatz analysiert und hinterfragt die Künstlerin, wie die Naturwissenschaften unser Leben und unsere Vorstellungen prägen. Der scheinbar unantastbaren Autorität der Wissenschaft setzt van Eetvelde ihre Kunst entgegen, die als chaotisches System unvorhersehbar und nicht steuerbar ist. Seit sie sich 2011 im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes mit der Katastrophe von Fukushima zu beschäftigen begann, rückte der Begriff der Materie ins Zentrum. Zeichnungen und Collagen entfaltet sie seither oft zu ganzen Assemblagen aus unterschiedlichsten Materialien. Dahinter steckt die Frage nach der Verbindung zwischen allen Dingen und Lebewesen. Sie benennt diese Ähnlichkeit mit dem altenglischen Begriff ilk, der dieser Ausstellung den Titel gab.
Catharina van Eetvelde zeichnet im Wissen um die Fragilität ihrer Arbeiten. Sie schafft nicht Werke für die Ewigkeit, auch wenn sie äusserst sorgfältig mit dem Material umgeht. Vielmehr sind ihre Zeichnungen auf Papier und Collagen sehr empfindliche Werke. Ebenso sind die Daten ihrer vektorbasierten Zeichnungen und Animationen in ihrer Lebensdauer befristet, da deren Lesbarkeit von Computerprogrammen abhängig ist. Die Künstlerin schafft Linien in allen erdenkbaren Formen: als Spuren, die sie auf Papier zieht; als Worte, die mit Faden auf Papier oder Filz gestickt sind; als lineare Aneinanderreihung von Materialien im Raum oder als geisterhafte, «digitale» Linien, die kurz als Animation auf einem Bildschirm auftreten und gleich wieder verschwinden. Alle diese Zeichnungen vergegenwärtigen einen Prozess des Experimentierens, der mit der Beweglichkeit ihres Standpunktes einhergeht.
Catharina van Eetvelde stellt ihre Zeichnungen seit 2004 international aus. Ihre Werke sind unter anderem im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel, in den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel, im Cabinet d’arts graphiques des Centre Pompidou, Musée national d'art moderne in Paris oder den Frac der Normandie Rouen, der Picardie und der Lorraine sowie in zahlreichen Privatsammlungen vertreten. 2010 hat sie den renommierten Prix de dessin der Fondation d’art contemporain Daniel et Florence Guerlain in Paris erhalten.
Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel freut sich, der Künstlerin ihre erste umfangreiche institutionelle Ausstellung zu widmen. Diese erfolgt in Kooperation mit dem Museum Folkwang in Essen, wo die Ausstellung vom 29. Sept. 2017 bis 14. Januar 2018 zu sehen sein wird. Der gemeinsam herausgegebene, reich bebilderte Katalog umfasst 224 Seiten und erscheint im Kehrer Verlag. Eine von der Künstlerin produzierte und vom Kunstmuseum Basel herausgegebene Edition ist in unserer Buchhandlung erhältlich für CHF 150.–
Die Ausstellung wird unterstützt von:
Stiftung für das Kunstmuseum Basel