1516 veröffentlichte Erasmus von Rotterdam (1466–1536) in der Basler Offizin von Johannes Froben seine epochale Neuübersetzung des griechischen Neuen Testaments. Den 500. Jahrestag dieses Ereignisses feiert die Stadt Basel mit einer Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen, zu der das Kunstmuseum im Herbst mit Archäologie des Heils beiträgt. Gestellt werden soll dabei die Frage nach dem Christusbild, das Erasmus und die Gesellschaft, in der er lebte, geprägt hat, und nach den Wandlungen dieses Bildes.
Dabei geht die Ausstellung von Erasmus’ grundsätzlicher Skepsis gegenüber Bildern aus, deren Nutzen für die Religionsausübung der Gelehrte und ehemalige Chorherr eher gering einschätzt. Diese Skepsis hatte Gründe, die sich naturgemäss dann am plastischsten abzeichnen, wenn man den von Humanisten und Reformatoren kritisierten Status quo anhand von Originalen (und ergänzenden Reproduktionen) ins Auge fasst.
Reichtum und Vielfalt des Basler Sammlungsbestands, aus dem die Mehrzahl der Exponate stammt, erlauben durchaus, die kirchen- und frömmigkeitsgeschichtliche Situation der Zeit zu beschreiben. Selten gezeigte Depotstücke werden ins Zentrum des Interesses rücken, weil sich an ihnen bemerkenswerte Aspekte der zeitgenössischen Frömmigkeit verdeutlichen lassen. So verfügt das Kunstmuseum über eine der frühesten Darstellungen der Christus-Vision des Schäfers Hermann Leicht, welche die Vierzehnheiligen-Wallfahrt bei Bad Staffelstein in Franken auslöste und letztlich zum Bau von Balthasar Neumanns berühmter Rokokokirche daselbst führte. Einige Leihgaben aus Privatbesitz und Museen in Deutschland und den Niederlanden werden die natürlich auch vorhandenen Lücken schliessen: Das Kunstmuseum besitzt beispielsweise weder ein Gemälde mit der Heiligen Sippe, der apokryphen Grossfamilie Christi, noch eine Vera Icon, das Antlitz des Erlösers, wie es sich im Schweisstuch der Heiligen Veronika auf wunderbare Weise abgezeichnet hatte; dennoch werden beide Themen in schönen Beispielen vertreten sein.
Beleuchtet wird in der Ausstellung nicht zuletzt der Entstehungshintergrund des promi-nentesten Exponats: des Toten Christus im Grabe von Hans Holbein d.J. Das einzigartige Gemälde erweist sich als das Ergebnis eines Ringens um grösstmögliche Authentizität, das an die Methoden der sich erst viel später als wissenschaftliche Disziplin etablierenden Archäologie erinnert. Auf diese neuen Einsichten spielt der Titel der Ausstellung an.
Die Ausstellung wird unterstützt durch:
Trafina Privatbank AG
Fondation Claude et Giuliana
Berta Hess-Cohn Stiftung
Sophie und Karl Binding Stiftung