Der flämische Expressionismus hat seinen Ursprung in einer Gruppe von Künstlern, die im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts im Künstlerdorf SintMartens-Latem in Ostflandern zusammenfanden. Dort begannen sie, sich von den bildnerischen Gestaltungsmitteln des vorherrschenden Postimpressionismus zu lösen. Von entscheidender Bedeutung in dieser Entwicklung waren die Jahre des Ersten Weltkriegs, die viele belgische Künstler im Exil verbrachten. Dort wurden sie mit internationaler Gegenwartskunst konfrontiert, lernten Kubismus, Fauvismus, sowie den deutschen und französischen Expressionismus kennen. Während der Kriegsjahre und zurück in Belgien entwickelten sie in Auseinandersetzung mit diesen neuen Konzeptionen von Raum, Form und Farbe individuelle Synthesen. Daraus resultieren in den 1920er Jahren unterschiedliche Spielarten von Expressionismus, die aber klare Parallelen in der Grundtendenz aufweisen: Es handelt sich um eine durchwegs figurative Malerei, die sich durch skulpturale Volumen, reduzierte Formen und kräftige Farben auszeichnet. Die flämischen Expressionisten widmen sich in erster Linie dem Figurenbild, bedienen sich aber auch weiterer traditioneller Genres wie dem Landschaftsbild oder Stillleben. In der Sammlungspräsentation mit beinahe zwanzig Gemälden flämischer Expressionisten wie Frits van den Berghe, Constant Permeke und Gustaaf de Smet wird der Fokus auf einen eher unbekannten Aspekt der Emanuel Hoffmann-Stiftung gelegt. Der Bestand der Stiftung – in der Ausstellung um einige Werke aus der Öffentlichen Kunstsammlung Basel ergänzt – geht auf die Anfänge der Sammeltätigkeit von Emanuel und Maja Hoffmann-Stehlin in Brüssel zurück. Während ihres fünfjährigen Aufenthalts in den 1920er Jahren entdeckten sie die zeitgenössische Kunst für sich. Insbesondere begeisterten sie sich für den flämischen Expressionismus, zu dessen Exponenten sie bald rege Kontakte pflegten und deren Werke zu ihren ersten Erwerbungen gehörten.
Die Ausstellung wird unterstützt durch die Laurenz-Stiftung, Schaulager.