Gelernter Goldschmied, Bergbauunternehmer, Arzt, Alchemist, Apotheker und Astrologe, und natürlich auch Soldat – die Fähigkeiten und Professionen des Baslers Leonhard Thurneysser zum Thurn (1531–1596) sind ebenso erstaunlich wie sein Itinerar: England und Frankreich, Russland und Tirol, Spanien und Portugal, Ägypten und Kleinasien sind die Stationen seines Weges zu ausserordentlichem Reichtum und Ruhm.
Als der erfolgreiche Mann von Welt 1579 in das heimatliche Basel zurückkehrt, lässt er sein Haus am Kohlenberg von dem Zürcher Christoph Murer mit einem einzigartigen Zyklus von Glasmalereien ausstatten. Thema der Scheiben ist nichts anderes als Thurneyssers eigenes, aufregendes Leben. Es wird in jenem künstlerischen Medium und in jenem stilistischen Modus verherrlicht, der eigentlich der Darstellung von Heiligen und Fürsten vorbehalten war.
Neben einer Auswahl aus Thurneyssers Schriften und Objekten aus seinem Umfeld vereint die Ausstellung vor allem die erhaltenen Glasgemälde des Zyklus mit den gezeichneten Vorlagen für dessen verlorene Teile. Murers mehrszenige Scheibenrisse erweisen sich dabei als späte Blüte einer grossen Kunstgattung, deren fulminante Entwicklung seit Hans Holbein d.J. das Kupferstichkabinett parallel zur Thurneysser-Ausstellung in den benachbarten Grafikkabinetten präsentiert.