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Gabriel Orozco

HAUPTBAU / 18.04.–18.08.2010 / Kurator: Bernhard Mendes Bürgi

Die grosse Überblicksausstellung zeigt Installationen, Skulpturen, Fotografien, Malereien und Zeichnungen des 1962 geborenen Mexikaners Gabriel Orozco, die seit den frühen 90er-Jahren bis heute entstanden sind. Orozco gilt als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart und pendelt zwischen New York, Paris und Mexiko-Stadt. Dieses für seine Generation typische Unterwegssein, das konstante Bewegungsprinzip, findet auf vielfältigste Weise Niederschlag in seinem Werk. Er gewinnt mit Vorliebe dem Ephemeren künstlerische Aussagekraft ab, das er auf der Strasse, im Gang durch die Welt antrifft. Er richtet seinen Blick auf unscheinbare Situationen und Materialien, die er auf leichtfüssige Weise aufgreift, kombiniert oder bearbeitet und augenfällig in grössere Zusammenhänge führt. Das Nomadische ist prägend, das stete Offensein für den Augenblick, der zum Bild gerinnt. Dabei reicht die Spannweite von einer fotografisch festgehaltenen Atemspur auf einem Piano bis zum der Länge nach zerschnittenen und als Einplätzer wieder zusammengefügten Citroën DS. Orozco wechselt Blickpunkte und Standorte in der Kontinuität des steten Wandels. So treten bezeichnenderweise immer wieder Chiffren organischer Bewegung auf, so etwa in den Atomists, 1996, Konstellationen von Kreisfiguren und -segmenten, die explosiv verdichtete Szenen des Mannschaftssports aus Zeitungen zeichnerisch ins Kosmologische steigern. Dass das Formale nichts Verfügbares, Gemachtes, sondern eine Tätigkeit ist, kommt beispielhaft in den Working Tables (1991–2006 Mexico), 2006, aus der Sammlung des Kunstmuseums Basel zum Ausdruck. Zwischen 1991 und 2006 fertigte Orozco periodisch Kleinskulpturen wie Bälle aus Orangenhaut und Plastilin oder eine Kartonarchitektur, sammelte und bearbeitete aber vor allem Fundstücke wie das Innere eines Fussballes, rostige Eisenteile, Knochen eines Wals oder Plastikspiegeleier, deren künstlerisches Potenzial er aktivierte. Er hielt diese Objekte in seinem Haus in Mexiko zurück als Keimzellen seines skulpturalen Denkens, einem Skizzenbuch ähnlich, das auf tastende Weise versucht, künstlerische Ideen zu materialisieren und deren Wirkungskraft auf unmittelbare Weise zu speichern. Diese heterogenen Experimente mit Alltagsdingen und plastischen Prozessen siedeln sich zwischen Werkstatt und Weltbild an und zeugen von unzähligen Spielarten von Transformation und Vernetzung. Die Ausstellung wurde organisiert vom Museum of Modern Art, New York, in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Basel, dem Musée national d’art moderne – Centre Georges Pompidou, Paris, sowie Tate Modern, London, und wird unterstützt durch The National Council for Culture and the Arts (CONACULTA) / Fundación Televisa, Mexico.