Hannah Villiger bezeichnete sich zeitlebens als Bildhauerin und arbeitete bis zu den späten 70er Jahren an plastischen Werken. Ab 1980 zentrierten sich ihre Arbeiten fast ausschliesslich um das Medium der Fotografie. Mit der Polaroidkamera fotografierte sie fortlaufend sich selbst; die Kamera dabei mal ganz dicht am meist nackten Körper entlang tastend, mal nur so weit entfernt, wie es ihr ausgestreckter Arm zulässt. Auf diese Weise entstanden fragmentarische Bildausschnitte von einzelnen, ineinander verschränkten Körperteilen, die gedreht, gespiegelt und um ein mehrfaches vergrössert als Farbfotografien auf dünne Aluminiumplatten aufgezogen wurden. Überbelichtete, unscharfe oder im extremen Hell- Dunkelkontrast oder mit starken Farbkontrasten aufgenommene Abbildungen führten bisweilen zu einem hohen Grad an Abstraktion, ebenso wie der Akt des Wendens und der Anordnung einzelner Fotografien nebeneinander oder zu einem mehrteiligen Bildblock. Motive ungewöhnlicher Bildperspektiven stossen aufeinander, denen im Zusammenspiel eine Schwerelosigkeit anhaftet, die der Idee eines Bildes von sich selbst entsprach. Bewusst werden Aufnahmen des ganzen Körpers oder ihres Gesichtes vermieden, um befreit von jeglichen konkreten narrativen Zusammenhängen oder gesellschaftlich auferlegten Zwängen, eine Atmosphäre zwischen intimer Beobachtung und objektiver Erfassung zu schaffen.
In der Ausstellung werden nahezu sämtliche fotografischen Bestände der Öffentlichen Kunstsammlung, der Emanuel Hoffmann-Stiftung, dem Kunstkredit Basel und der Kunsthalle Basel sowie einige Arbeiten aus ihrem Nachlass gezeigt.
Wir freuen uns, mit Hannah Villiger eine der bedeutendsten Schweizer Künstlerinnen präsentieren zu können, die 1997 viel zu früh im Alter von nur 45 Jahren starb. Sie studierte an der Schule für Gestaltung in Luzern und liess sich 1977 in Basel nieder, wo sie durch spektakuläre Ausstellungen wie Neid (Kunsthalle Basel, 1985) und Skulptural (Museum für Gegenwartskunst, 1988/89) auf sich aufmerksam machte. Internationale Anerkennung erhielt sie spätestens durch den gemeinsamen Beitrag mit Pipilotti Rist zur São Paulo Biennale von 1994. In den Jahren nach ihrem Tod widmeten ihr u.a. die Kunsthalle Basel, das Kunstmuseum Bonn, die NGBK in Berlin, und im letzten Jahr das Musée d'art moderne et contemporain in Genf umfassende Präsentationen ihres einzigartigen Werkes.