Mit „Fokus: Walter Kurt Wiemken“ setzt das Kunstmuseum die im Museum für Gegenwartskunst begonnene Ausstellungsreihe fort, die in loser Folge Werke und Werkgruppen eines einzelnen Künstlers oder einer künstlerischen Richtung anhand von Arbeiten aus der Sammlung ins Blickfeld rücken möchte.
Der 1907 in Basel geborene Walter Kurt Wiemken, dessen Geburtstag sich somit dieses Jahr zum 100sten Mal jährt, gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der Basler Kunst des 20. Jahrhunderts. An seinem Werk überrascht von heute aus betrachtet, in welch vielfältiger Weise es sich zur entstehenden europäischen Moderne verhält, und wie der Künstler gleichzeitig eine eigene, unverkennbare Handschrift entwickelte.
Wiemkens Frühwerk fasziniert durch eine tonige Malerei, die im Gegensatz zum leuchtenden Reigen der Primärfarben steht, die in der zeitgenössischen abstrakten Malerei in Erscheinung treten. Sein Pinselgestus ist skizzenartig, vergleichbar in diesem Punkt Paul Klee und dessen Annäherung an die Kinderzeichnung. In den behandelten Bildsujets steht sein Werk der Sozialkritik des Berliner Grosstadt-Expressionismus nahe, in dem er sich gesellschaftlich Ausgestossene wie etwa Prostituierte zum Thema wählt.
Die spätere Phase ab etwa 1933 ist dagegen von einer Auseinandersetzung insbesondere mit dem Surrealismus, aber auch mit konstruktiven Formensprachen geprägt. In „Alles in Allem“ von 1934 trennt ein horizontaler Schnitt das Bild in zwei Flächen, die für Erde und Himmel stehen. Diese idealisierte Weltbühne bevölkert Wiemken mit befremdlichen Wesen, die mit Versatzstücken von Architektur und technischen Apparaten rätselhafte Symbiosen eingehen.
In den „Gewächshaus“-Bildern der späten 30er Jahre („Alte Frau im Gewächshaus“, 1936, „Gewächshaus“, 1939) wird das Treibhaus zum zentralen Symbol für seine eigene labile Gefühlswelt, aber auch zur Metapher für die friedlich-isolierte Situation der Schweiz inmitten
der steigenden Spannungen der europäischen Mächte. Wiemken gelingen in diesen Jahren eindrückliche politisch-allegorische Bildfindungen, die Ausdruck seiner sensibel registrierten Kriegsängste sind.
Als Sohn deutscher Einwanderer aus Friesland wuchs Wiemken in Basel auf, wo er seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule bei Fritz Baumann absolvierte. 1933 gründete Wiemken zusammen mit seinen Freunden Otto Abt, Walter Bodmer und anderen die „Gruppe 1933“. Er starb 1940 im Tessin.