Seit dem 15. Jahrhundert entstehen in steigender Zahl Bildnisse, als Fürsten und Bürgerliche ihr eigenes Konterfei zum Hauptgegenstand von Gemälden machen lassen. Nördlich der Alpen schafft der Verismus der altniederländischen Malerei seit etwa 1430 neue Voraussetzungen zur Darstellung des Individuums, das nun in seiner unverwechselbaren äusseren Erscheinung ebenso wie hinsichtlich seines Standes und seiner sozialen Stellung erfasst werden kann. Es entwickeln und verbreiten sich bestimmte Typen des Bildnisses, oft von den Niederlanden ausgehend, die in Südfrankreich ebenso wie in Bayern rezipiert werden. Dennoch zeigt sich jedes Bildnis als eigene künstlerische Leistung. Die Ausstellung, die hervorragende Beispiele der Porträtkunst zwischen ca. 1450 und 1550 in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden versammelt, thematisiert das Spannungsverhältnis zwischen überregional wirksamen Bildformeln einerseits und deren stets neuer individueller Füllung andererseits.