Der international bekannte britische Künstler Simon Starling (geb. 1967 in Epsom/GB, lebt und arbeitet in Berlin) gehört zu einer jungen Generation konzeptuell arbeitender Künstler, die sich mit der erzählerischen Dimension von Kunst auseinandersetzt. Starling interessiert sich für modernistische Designobjekte, Materialien und Ideen, welche exemplarisch für die Produktionsbedingungen und die Ästhetik einer bestimmten Zeit stehen. In installativen Inszenierungen zerlegt Starling buchstäblich Objekte, visualisiert verborgene Kreisläufe und schafft atemberaubende und absurde Zusammenhänge quer durch Geographie, Kultur und Zeit.
"In gewissem Sinne", so Simon Starling, "denke ich mir Romane aus, wenn ich Kunst mache. Ob die Dinge, die ich erzähle, wahr sind oder nicht, habe ich es doch mit einer Tätigkeit zu tun, die derjenigen eines literarischen Erzählers ähnlich ist". So fährt der Künstler etwa mit einem Rad nach Les Baux in der Provence um Bauxit abzubauen, mit welchem er im Ausstellungsraum schliesslich Aluminium herstellt, um wiederum einen Fahrradrahmen oder aber in einer anderen Arbeit einen Eames-Stuhl zu giessen. Die Transformationen industriell gefertigter Produkte in skulpturale Einzelstücke verkehrt auf vertrackte Weise Marcel Duchamps Ready-Made, spricht von der Demokratisierung des Designs und lässt gleichzeitig unterschiedliche Systeme aufeinanderprallen.
Simon Starlings Ausstellung im Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst ist die erste umfassende Retrospektive des Künstlers und umfasst skulpturale und installative Arbeiten der letzten zehn Jahre, wie auch drei neue Projekte, die in langer Vorbereitungszeit für Basel entwickelt worden sind. In Shedboatshed (Mobile Architecture No. 2) beispielsweise hat Starling die aussergewöhnlich pittoreske Lage des Museums zu Nutze gemacht. Er fand rheinaufwärts in Schweizerhalle bei Basel ein Holzhaus, das er anschliessend in einen 'Weidling', ein lokaler Schiffstyp, transformierte, um auf dem Rhein bis zum Museum zu fahren und dieses im Ausstellungsraum erneut in ein Haus zurückzuverwandeln. Die Transformation ist in den Spuren des Holzes als Erinnerung lediglich erahnbar, wobei die Analogie von Schiff und Haus auf eine lange kunst- und architekturhistorische Geschichte zurückblicken kann. Die potentielle Verwandelbarkeit des Hauses oder des Schiffes ist gewissermassen Leitmotiv der ganzen Ausstellung: Nicht zufällig eröffnet das Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst mit Simon Starling nach umfassenden Sanierungsarbeiten den so genannten Neubau des Museums. Zyklische Strukturen, die ewige Wiederkehr des Selben und doch Andern ist zahlreichen Arbeiten Starlings eingeschrieben. Dies nicht jedoch um die Unabänderlichkeit der Welt empirisch belegen zu wollen, sondern um durch die Strategie des Umwegs ökonomische, politische und kulturelle Kreisläufe und damit verbunden deren utilitaristischen Implikationen in Frage zu stellen.
Wir freuen uns sehr, dass Simon Starling im Rahmen von Künstler-Reden am 10. Juni um 18.30 Uhr im Vortragssaal des Kunstmuseums über seine Arbeit sprechen wird. Weitere Veranstaltungen entnehmen Sie bitte dem Eventkalender.