Das Kunstmuseum Basel widmet Willem de Kooning eine grosse Ausstellung, die sich auf sein malerisches Werk von 1960–1980 konzentriert. De Kooning gilt als führender Vertreter des Abstrakten Expressionismus und wird in den USA als zentrale Figur der Malerei des 20. Jahrhunderts gefeiert. In Europa hingegen ist der 1904 in Rotterdam geborene und 1997 in New York verstorbene Künstler immer noch in seiner vollen Bedeutung zu entdecken. Dies gilt insbesondere für sein Werk der 60er und 70er Jahre, als er vom Grossstadtleben in New York mehr und mehr Abstand nimmt und ab 1963 ganzjährig auf Long Island lebt und arbeitet.
Dort wird de Koonings Werk durch die elementare Naturerfahrung geprägt, und die Figuration, die er im Gegensatz zu anderen Protagonisten des Abstrakten Expressionismus nie wirklich verlässt, entwickelt sich hin zu durchpulster Gestik und neuer Farbigkeit. Mittels einer konzentrierten Auswahl grossformatiger Gemälde wird diese fulminante und wegweisende Werkperiode de Koonings explizit beleuchtet.
Die späten Gemälde der 80er Jahre mit anderen Charakteristiken werden in dieser Ausstellung nicht berücksichtigt; sie waren Mitte der 90er Jahre bereits Gegenstand einer Ausstellung, die in Amerika und Europa zu sehen war.
Mit Leihgaben zentraler Werke aus amerikanischen und europäischen Museums- und Privatsammlungen zeigt die Ausstellung auf, wie sich de Koonings Gemälde – obwohl meist im weitesten Sinne Landschaftsbilder – aufgrund des intensiven Naturerlebnisses abstrahieren und sich die Pinselhandschrift geradezu entfesselt. So liegt denn der Wirklichkeitsgehalt dieser Bilder gerade im Sichtbarmachen der malerischen Aktion. Wirken die Gemälde der frühen 60er Jahre eher pastellfarben beruhigt und lichtdurchflutet, sind die Gemälde, die zwischen 1975 und 1980 entstehen, von explosiver Fülle und zu einer Offenheit der unabgeschlossenen Form verflüssigt.
Überraschenderweise taucht de Koonings Urthema, die idolhaften „Women“, in dem Moment wieder auf, als er sich endgültig in East Hampton niederlässt. Jedoch wirken diese Frauendarstellungen im Vergleich mit denjenigen der 50er Jahre sensueller, weniger dämonisch und verschränken sich zuweilen in völliger Anverwandlung mit dem Landschaftsbild.
Gilt das Kunstmuseum Basel als Hochburg der amerikanischen Kunst seit 1945, insbesondere des Abstrakten Expressionismus, war de Kooning nicht unbedingt ein Basler Thema. Dies soll sich durch diese Ausstellung ändern, die ausserdem aufzeigt, dass seine Malerei nicht nur grossen Einfluss ausgeübt hat auf eine jüngere Generation von Malern, sondern auch heute nichts von ihrer atemberaubenden Freizügigkeit und dynamischen Frische verloren hat.
Die Ausstellung wird unterstützt durch:
Stiftung Patronatskomitee Basler Kunstmuseen