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Körper und Schrift

Werke auf Papier

HAUPTBAU Grafikkabinette / 19.02.–15.05.2022 / Kuratorin: Rahel Müller

Begleitend zur Ausstellung Louise Bourgeois x Jenny Holzer erscheint die Publikation The Violence of Handwriting Across a Page. Während die Ausstellung das Œuvre der Franko-Amerikanerin Louise Bourgeois (1911–2010) durch die Augen der Künstlerin und Kuratorin Jenny Holzer (geb. 1950) zeigt, setzt das Buch Bourgeois‘ Werke in einen Dialog mit der Sammlung des Kunstmuseums Basel. Es nimmt dabei Themen wie Mutterschaft, Abnabelung, Gewalt und Verstümmelung auf, die für die Ausstellung und für Bourgeois‘ Schaffen zentral sind.

Die Ausstellung Körper und Schrift in den Grafikkabinetten präsentiert einige der für das Artist Book verwendeten Werke. Erweitert wird die Auswahl um Zeichnungen und Druckgrafiken, die thematisch oder formal an diese anknüpfen.

Hans Hug Kluber, Frau, ein kleines Kind in der Wanne badend, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett

Hans Hug Kluber, Frau, ein kleines Kind in der Wanne badend, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett

In der Gegenüberstellung von Werken Bourgeois‘ mit Sammlungswerken zeigt sich zum Beispiel, dass Mutterliebe nicht nur fürsorglich, sondern durchaus kämpferisch sein kann. So stillt die Madonna in Hans Holbeins d. Ä. (um 1460/65–1524) Zeichnung das Jesuskind mit einem bedächtigen Blick und bringt so ihre ganze Fürsorge zum Ausdruck.

Bei Hans Hug Kluber (1535/36-1578) badet eine unbekannte Frau ein Kleinkind hingebungsvoll; in Kombination mit der geschriebenen Aussage von Bourgeois «Ne t’occupe pas de toi mème. Occupe toi des Autres» wird aus Hin- Selbstaufgabe.

Erweitert wird die Auswahl um Zeichnungen und Druckgrafiken, die thematisch oder formal an diese anknüpfen. Das erste Kabinett widmet sich Darstellungen der Gewalt, die nicht nur historische Realitäten bezeugen, sondern auch die Wirkmacht von Bildern demonstrieren.

Urs Graf, Armlose Dirne mit Stelzbein, 1514, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett,

Urs Graf, Armlose Dirne mit Stelzbein, 1514, Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett,

Urs Graf (um 1485–1527/28) zeichnete eine armlose Dirne mit Stelzbein und thematisierte damit die mannigfaltigen Verstümmelungen, die kriegerische Zeiten für alle Menschen bedeuten konnten.

Im zweiten Kabinett können Werke mit (hand-)schriftlichen Spuren entdeckt werden. Beschriftete Blätter wie ein Flugblatt von 1593 etwa, das die Geschehnisse einer Mordnacht schildert. Aber auch Lücken für Inschriften in Druckgrafiken sind anzutreffen – hierfür ist Die Begrüssung des Meisters M.Z. (tätig um 1500) ein wunderbares Beispiel. Zusammen mit Werken wie Karl Schmidt-Rottluffs (1884–1976) Schriftseite Gott und die Gefahr, in denen die Schrift das Bild ist, wird eine Vielfalt der Kunst durch die Jahrhunderte aufgefächert.