Podiumsdiskussionen «Zerrissene Moderne»


Depotraum für beschlagnahmte «entartete» Kunst im Schloss Schönhausen mit Werken von Karl Hofer, Wilhelm Lehmbruck, Christian Rohlfs und Otto Dix, Berlin 1937 © bpk

«Entartet» – Kunst im langen Schatten der NS-Propaganda

Mittwoch, 15.2.2023, 18.15–19.45 Uhr, Kunstmuseum Basel | Neubau, Eventfoyer

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Die von der NS-Kulturpolitik ausgelöste Umverteilung von Kulturgütern und Kunst hatte weitreichende Auswirkungen – bis heute. Die etwa 21’000 Werke, die 1937 als «entartet» aus deutschen Museen beschlagnahmt wurden, unterteilte das Regime nach Nützlichkeitserwägungen: Beispiele einer bereits bekannten Moderne wurden dem Ausland zum Kauf angeboten, um Devisen ins Land zu holen. Die Werke von zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannten Künstlerinnen und Künstlern hingegen wurden häufig zerstört, weil man keine Verwendung dafür sah. Über die immer noch spürbaren Folgen der nationalsozialistischen Diffamierung moderner Kunst spricht Eva Reifert, Kuratorin der Ausstellung Zerrissene Moderne, mit Forscher:innen und Museumsleuten: Kristina Kratz-Kessemeier ist Expertin für die Kunstpolitik der Weimarer Republik, Thomas Bauer-Friedrich ist Direktor des Museums in Halle (Saale), das durch die Beschlagnahmungen empfindliche Verluste erlitt, und Jürgen Kaumkötter leitet das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, das sich verschollenen, verlorenen und kaum berücksichtigten Kunstwerken und Künstlerschicksalen widmet.

Infos zu den Teilnehmer:innen:

Thomas Bauer-Friedrich

Thomas Bauer-Friedrich (Jg. 1976) ist seit 2014 Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Leipzig von 1995 bis 2002 arbeitete er zunächst für die Stiftung Bauhaus Dessau, bevor er 2003 nach London übersiedelte und unter anderem für die Tom Blau Gallery tätig war. 2004 bis 2007 absolvierte er ein Volontariat bei den Kunstsammlungen Chemnitz, dort verantwortlich für den Aufbau des Museums Gunzenhauser. 2005/06 war er Sprecher des Arbeitskreises Volontariat beim Deutschen Museumsbund, von 2007 bis 2014 erster Kurator des Museums Gunzenhauser der Kunstsammlungen Chemnitz. Seit 2013 ist Thomas Bauer-Friedrich Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Alexej von Jawlensky Archivs, Muralto / Schweiz und war 2015 bis 2021 Mitglied des Kuratoriums der Willi-Sitte-Stiftung, Merseburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Ausstellungen und Publikationen zur Kunst und Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts mit Fokus auf den Bereich der Klassischen Moderne.

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Jürgen Joseph Kaumkötter

Jürgen Joseph Kaumkötter, geb. 1969, Kunsthistoriker und Historiker, Kurator und Autor. Seit 2019 leitet er das Museum für verfolgte Künste in Solingen und ist ausgewiesener Experte für Holocaust-Kunst. 2005 zeigte er in einer großen Ausstellung im Centrum Judaicum in Berlin Werke aus der Kunstsammlung des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau zum ersten Mal als ästhetische Objekte mit einem eigenständigen künstlerischen Wert und nicht nur als Illustration des Menschheitsverbrechens. Veröffentlichung u. a.: „Der Tod hat nicht das letzte Wort. Die Kunst der Katastrophe“ (2015).

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Dr. Kristina Kratz-Kessemeier

Dr. Kristina Kratz-Kessemeier arbeitet als freie Kunsthistorikerin, Historikerin und Lektorin in Berlin. In Kooperation mit Museen, Universitäten und anderen Kulturpartnern, oft für die Richard-Schöne-Gesellschaft für Museumsgeschichte e.V. oder das Fachgebiet Kunstgeschichte der Moderne der TU Berlin, hat sie seit 2007 zahlreiche Forschungs-, Tagungs- und Publikationsprojekte zur Museums-, Kunstpolitik-, Kunsthandels- und Modernegeschichte des 20. Jahrhunderts realisiert, dabei mehrere Bücher veröffentlicht, u.a. zu Nationalgaleriedirektor Ludwig Justi, Museen im Nationalsozialismus, zum Berliner Kunsthändler Paul Graupe oder jüngst zu Museen in der DDR. Ausgehend von ihrer Dissertation Kunst für die Republik von 2008 zur Kunstpolitik des preußischen Kultusministeriums 1918-32 steht im Mittelpunkt ihrer Forschungen immer wieder vor allem die engagierte staatliche Moderneförderung der Weimarer Republik, zuletzt etwa mit Blick auf konkrete Staatsankäufe und die Vernetzung mit innovativen Künstlervereinigungen der 1920er Jahre.

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