Die Ausstellung russischer Künstler stellt einen wichtigen Schwerpunkt der Sammlung Im Obersteg vor und nimmt anhand von Briefdokumenten Bezug auf eine von der Basler Kunsthalle 1932/33 geplante Ausstellung gleichen Titels.
Die Russen-Ausstellung der Kunsthalle blieb ein nie realisiertes Projekt. An ihrer Stelle kam in Basel im Herbst/Winter 1933, vermittelt durch Karl Im Obersteg, die erste Retrospektive Marc Chagalls zur Ausführung. Im Obersteg war zu dieser Zeit mit Chagall bekannt und besass von ihm bereits «La noce», 1911. Sammlungstechnische Überlegungen bewogen ihn, 1935 den Tausch der mehrfigurigen Komposition «La noce» gegen das Bildnis «Der Jude in Grün» beim Künstler anzustreben. Nur wenige Monate später ergab sich die Gelegenheit, aus russischem Privatbesitz weitere Hauptwerke Chagalls aus dem Kriegsjahr 1914 zu erwerben. Diese bedeutenden Gemälde sind in der Ausstellung «Chagall. Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919» zu sehen.
Neben diesem Bezug zu Marc Chagall vereint die Ausstellung Künstler mit russischen Wurzeln, die alle den Sprung in den Westen gemacht hatten und die Karl Im Obersteg 1932 für die Russen-Ausstellung vorgesehen hatte. Von Robert Genin, der mit Jawlensky, Kandinsky und Werefkin, aber auch mit dem Sammler Karl Im Obersteg befreundet war, sind Gemälde, Zeichnungen und Grafiken zu sehen. Alexej von Jawlensky, dessen umfangreiche und hochbedeutende Werkgruppe das Herzstück der Sammlung Im Obersteg darstellt, ist mit einer grösseren Anzahl Gemälde und mit Briefen zu der damals geplanten Russen-Ausstellung vertreten. Von Marianne von Werefkin und Wassily Kandinsky sind einzelne, teils bedeutende Arbeiten zu entdecken, während der Aussenseiter Chaïm Soutine einen weiteren Höhepunkt der Sammlung Im Obersteg darstellt.