Im Rahmen des Manor Kunstpreises zeigt Sophie Jung (*1982) im Kunstmuseum Basel | Gegenwart ihre eigens für die Ausstellung entwickelte Arbeit The Bigger Sleep.
Sophie Jung verknüpft in ihrem Werk Performance, Skulptur und Text. Ihre Skulpturen entstehen meist aus gefundenen Alltagsmaterialien, welche die Künstlerin zu neuen Objekten zusammenführt und ihnen dadurch einen neuen Bedeutungshorizont zuweist. So werden unter anderem ein Grotto-Brunnen, Militärkrawatten und schwarze Plüschkatzen zu surrealen Skulpturen, deren Wiederholungen und Kreuzreferenzen die Fragen nach Original und Kopie, nach Realität und Fiktion aufwerfen. Diese Objekte sind Basis und Inspirationsquelle für Jungs Performances, in denen die Künstlerin philosophische und aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen verhandelt. Im Zentrum ihrer Arbeit steht der spielerische, aber zugleich hochkomplexe Umgang mit Sprache.
Der Titel der Ausstellung im Kunstmuseum Basel | Gegenwart nimmt Bezug auf den 1939 erschienenen Roman «The Big Sleep» von Raymond Chandler, der von Howard Hawks 1946 in einen Film-Noir-Klassiker adaptiert wurde und die (Des)illusion eines Vorkriegsamerika in der Depression beschreibt. Die Künstlerin greift die disparate, hoffnungslose Atmosphäre des Romans in ihrer Performance anhand von Textfragmenten und Stimmungen auf und verwebt sie sukzessive zu slapstickartigen Narrativen, die keiner Logik zu unterliegen scheinen. Jung spiegelt so gegenwärtige Befindlichkeiten der heutigen Gesellschaft wider, indem sie in ihren Erzählungen das Theatrale des Realen und die Authentizität des Gespielten beleuchtet. Dabei macht sie sich das komplexe Wesen der Sprache zu eigen und lässt mithilfe subtiler Veränderungen neue Bedeutungsebenen entstehen.
The Bigger Sleep ist ein gleichmütiges Rätsel, das es nicht zu lösen gilt. Seine Unlösbarkeit stellt jedoch keine Sackgasse dar. Sie eröffnet stattdessen individuell gestaltete und hoffnungsvolle Auswege, die – im Verständnis der Künstlerin – Sinn stiften in einer glänzenden, bröckelnden Spiegelwelt, in der nichts scheint, wie es ist.
Sophie Jung studierte an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam und absolvierte ihren Master of Fine Arts an der Goldsmiths University in London. Sie realisierte Ausstellungen und Projekte in der Schweiz, in England und in den USA. 2016 erhielt sie den Swiss Art Award.
Der Manor Kunstpreis fördert seit 36 Jahren junge Schweizer Künstlerinnen und Künstler im Bereich der visuellen Kunst: Malerei, Skulptur, Fotografie, Videokunst und Installationen. Er gilt als einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz.
Zur Ausstellung ist eine Publikation geplant, die im Laufe der Ausstellung erscheinen wird.